Nach ihrer Ausbildung im Wiener Zwei-Sterne-Restaurant Steirereck will die junge Köchin Agnes Karrasch in mehrmonatigen Praktika weitere Küchenstile von Spitzenrestaurants weltweit kennenlernen und dabei herausfinden, wohin ihr Weg führen soll. Wichtig ist ihr auch, wie die Arbeit jeweils organisiert ist, und ob es eine Alternative zum notorischen Dauerstress des Jobs gibt. Der freundliche Dokumentarfilm folgt Agnes relativ zurückhaltend. Ihre erste Station ist das Restaurant Vendôme in Bergisch-Gladbach, das von Joachim Wissler geleitet wird. Wie im Steirereck arbeiten hier kaum Frauen und einer der männlichen Kollegen pampt sie denn auch gleich mackermäßig von der Seite an - direkt nach der Ausbildung habe man nichts in einem Sternerestaurant verloren – wird aber später zu einem ihrer besten Freunde. Interessant ist, wie ruhig es in der Küche zugeht; das Kochen, aber auch das Arrangieren der Gerichte ist konzentrierte Präzisionsarbeit. Die nächste Station ist das Disfrutar in Barcelona. Hier bieten Eduard Xatruch, Oriol Castro und Mateu Casañas Molekularküche an. 100 neue Rezepte kreieren sie jedes Jahr, und auch hier ist das Arrangement von größter Bedeutung. Agnes lernt, Schlangen aus Pestokügelchen zu legen und Gebäcktaler aus Tomatenschaum zu bauen, aber die Zeit ist bruchstückhaft, unterbrochen von den Corona-Lockdowns. Ihre letzte Station, das Koks auf den Faröer-Inseln, das von Poul Andrias Ziska betrieben wird, ist so abgelegen, dass Corona keine Rolle spielt. Gekocht wird mit regionalen Zutaten – Kräutern, Seeschnecken, Fichtenzapfen – in mehreren kleinen Hütten, und Agnes fühlt sich hier am wohlsten. Vor allem liegt das an der Stimmung im Team. Zum ersten Mal, sagt sie, ist beim Kochen keine Konkurrenz zu spüren, muss sie sich nicht behaupten.

Toni Ohms