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Sharaf

Zwei-Klassen-System

Sharaf, der einen Mord begangen haben soll, lernt schnell, sich im Mikrokosmos Gefängnis zu behaupten, geschickt navigiert er zwischen den Fronten, passt sich an, wenn er muss, und stellt sich quer, wenn er kann.

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Die Welt, in der sich Sharaf (Ahmed Al Munirawi) bewegt, ist korrupt, eng und brutal. Seit er hinter Gittern sitzt, weil er einen Mord begangen haben soll, ist er gefangen in einem isolierten Zwei-Klassen-System, das keine Gnade und nur eine harte Währung kennt: Wer nicht mit Zigaretten zahlen kann, muss im Flügel der "staatlichen" Gefangenen unter widrigsten Bedingungen ausharren, während den "königlichen" Insassen diverse Privilegien wie freie Kleiderwahl und besseres Essen zustehen. Sharaf lernt schnell, sich in diesem Mikrokosmos zu behaupten, geschickt navigiert er zwischen den Fronten, passt sich an, wenn er muss, und stellt sich quer, wenn er kann. Doch seine Familie ist arm und hat Mühe einen verlässlichen Anwalt zu finden, der ihn aus der Gefangenschaft befreit.
Samir Nasrs düsteres Drama konzentriert sich ausschließlich auf Sharafs Leben hinter den Gefängnismauern. "Dies ist eine erfundene Geschichte, die in einer fiktiven Welt spielt", heißt es zu Beginn des Films. "Wir können glücklich sein, dass die Realität besser und schöner ist." Aber ganz erdichtet ist das Drehbuch nicht. Es basiert auf dem gleichnamigen, autobiografisch gefärbten Roman des ägyptischen Schriftstellers Sonallah Ibrahim, in dessen Ausführungen sich immer wieder auch die komplexen Machtgefälle innerhalb arabischer Gesellschaften zwischen Diktaturen, Armut und Klassenkonflikten widerspiegeln. Die Bilder, die Nasr dafür findet, sind in gedämpften Farben gehalten und von einer Monotonie geprägt, die Sharafs tristem Alltag hinter Gittern entspricht. Das lässt den Film insgesamt manchmal etwas träge erscheinen. Dennoch funktioniert SHARAF, weil der Regisseur in vielen kleinen Szenen und flüchtigen Momenten die Grausamkeiten des Systems offenlegt, in dem sein Protagonist sich zurechtfinden muss, ohne es wirklich zu verstehen.

Pamela Jahn

Details

Deutschland/ Frankreich/ Tunesien/ Luxemburg 2021, 95 min
Genre: Drama
Regie: Samir Nasr
Drehbuch: Sonallah Ibrahim, Samir Nasr
Kamera: Darja Pilz
Schnitt: Hansjörg Weißbrich
Musik: Oli Biehler
Verleih: barnsteiner film
Darsteller: Ahmed Al Munirawi, Fadi Abi Samra, Khaled Houissa, Jihed Cherni
FSK: 12
Kinostart: 26.01.2023

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