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Shanghai, Shimen Road

Urbanes Generationenportrait

Xiaoli und sein Großvater wohnen in einem Backstein-Block in der Metropole Shanghai. Seine politisch interessierte Klassenkameradin Lili hat ein Auge auf ihn geworfen. Im Zuge der Studentendemos von 1988 müssen die Jugendlichen Stellung beziehen.

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In seinem ersten abendfüllenden Film SHANGHAI SHIMEN ROAD erzählt Regisseur Haolun Shu aus seiner eigenen Jugendzeit in einem der vielen „Shikumen“-Viertel, die mittlerweile Neubaumaßnahmen zum Opfer gefallen sind. Die mittelständischen „Shikumen“-Häuser in Shanghai verbanden ab den 1860er Jahren traditionell chinesische mit westlichen Architektur-Elementen und prägten bis vor wenigen Jahren das Bild der Stadt. Während der Kulturrevolution wurde der Wohnraum in ihnen neu aufgeteilt, um Arbeiterfamilien in Shanghai unterbringen zu können. Ende der 1980er Jahre also lebt der 17-jährige Xiaoli in einem solchen aufgeteilten „Shikumen“-Haus mit seinem Großvater zusammen, der wenige Jahre zuvor enteignet wurde. Dieser möchte seinen Enkel am liebsten zu dessen Mutter in die USA schicken. Doch Xiaoli interessiert sich eher für das Arbeitermädchen Lanmi, die im Nebenraum wohnt. In der Schule wiederum befreundet sich der passionierte Hobbyfotograf mit Lili, die selbst mit ihrer Kamera die aufkeimenden Studentenunruhen festhält. In seiner Erzählung folgt Haolun Shu keiner festen dramaturgischen Struktur, sondern lässt seine semi-dokumentarischen Bilder und Episoden atmen. Entstanden ist so ein Film, der eine Zeit des politischen und wirtschaftlichen Umbruchs in einen fast epischen Rundumschlag einfließen lässt, und dennoch höchst persönlich geworden ist - eine genau beobachtete Gratwanderung zwischen autobiografischem Coming-of-age-Film, Alltagsdrama und urbanem Zeitportrait.

David Leuenberger

Details

Originaltitel: Hei bai Zhao Pian
VRC/NL 2010, 82 min
Genre: Drama
Regie: Haolun Shu
Drehbuch: Haolun Shu
Verleih: Kairos Film
Darsteller: Ewen Cheng, Xufei Zhai, Lili Wang
FSK: oA
Kinostart: 13.03.2014

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