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Ode an die Brüderlichkeit

Der Dokumentarfilm begleitet drei Brüder, den charmanten Bubi (74), den drahtigen Bergsteiger Andrea (82), und den schwermütigen Intellektuellen Emmanuel (84), auf der Suche nach jenem Ort in einem italienischen Wald, an dem sie sich 1943 mit ihrer Familie vor den Nazis versteckt hatten.

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Unterschiedlicher als der charmante Bubi (74), der drahtige Bergsteiger Andrea (82), der immer ein Liedchen auf den Lippen trägt, und Emmanuel (84), der schwermütige Intellektuelle, können Brüder nicht sein. Gemeinsam gehen sie auf eine Reise, um jenen Ort in einem italienischen Wald wiederzufinden, an den sie sich 1943 mit ihrer ganzen Familie geflüchtet hatten, um den Nazis zu entkommen. Für Tamar Tal Anatis warmherzigen Film sind die charismatischen Geschwister ein absoluter Glücksgriff. Durch ihre Reflexionen und Auseinandersetzungen, die immer liebevoll und respektvoll bleiben, spiegeln sie drei ganz unterschiedliche Sichtweisen auf die Tragik einer Familiengeschichte und einer ganzen Epoche. So gelingt Anati mit seinem Film eine philosophische Abhandlung über Geschichte und Erinnerung.
Denn wie Emmanuel es so schön ausdrückt: „Wir sind aus Erinnerungen erschaffen.“ Nicht zufällig ist er es, der Älteste, der keine Leichtigkeit in seinem Leben verspürt, der verstanden hat, dass die Legenden der Dorfbewohner über das Überleben seiner jüdischen Familie einer anderen Wahrheit folgen als seiner. Die jüngeren Brüder hingegen denken auch an Abenteuer und Freiheit, an Spiele mit Pfeil und Bogen, während sie zusammen die toskanischen Wälder durchstreifen, um jene Höhle zu finden, die ihr Vater, ein Architekt und Bauunternehmer, als Unterschlupf baute. Tagelang begleitet die Kamera die körperlich, aber auch emotional anstrengende Suche. Ob die Höhle gefunden wird oder nicht, ist nicht wichtig. Was sich zwischen den drei Brüdern ereignet - die Vibrationen, die diese Reise bei ihnen freisetzt - strahlt Sinnlichkeit, Melancholie und Enthusiasmus aus und eine tiefe Begeisterung für das Leben. Sie machen uns Zuschauern das Geschenk, sie begleiten zu dürfen und erschaffen einen intimen, ganz persönlichen und dabei universalen Erinnerungsraum.

Susanne Kim

Details

Deutschland/Italien/Israel 2016, 71 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Tamar Tal Anati
Drehbuch: Tamar Tal Anati
Kamera: Emmanuelle Mayer
Schnitt: Boaz Lion
Musik: Kobi Vitman
Verleih: GM Films
FSK: oA
Kinostart: 04.05.2017

Website
IMDB

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