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Schönefeld Boulevard

Erste Flieger und erste Liebe

Cindy ist pummelig, steht kurz vor dem Abitur und keiner der Klassenkameraden und -kameradinnen meint es gut mit ihr. Die meiste Zeit hängt sie am neuen BER herum. Zufällig trifft sie dort auf den finnischen Ingenieur Leif.

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Lange, weite Rollfelder, Vogelschwärme, ein Zaun – und dahinter die gleiche Leere und Ödnis bei der vom Leben ausgeschlossenen Cindy (Julia Jendroßek). Mit ihrem Freund Danny (Daniel Sträßer), der ebenso Außenseiter ist wie sie, verbringt sie die Abende auf dem Gelände des nicht fertig werdenden BER oder auf dem Friedhof im Vorort Schönefeld. Sie ist pummelig, steht kurz vor dem Abitur und keiner der Klassenkameraden und -kameradinnen meint es gut mit ihr. Zufällig trifft sie auf den finnischen Ingenieur Leif (Jani Volanen) und nach und nach erwacht Lebensfreude in ihr. Der Zuschauer beobachtet sie beim ersten Verliebtsein, bei den ersten Schminkversuchen, dem ersten Liebeskummer, den ersten Drogen und der ersten Begegnung mit dem Tod. Bis zu diesem Punkt und benötigt der Coming-of-Age-Film aber einen langen Weg, der in dem Zusammenprall Mensch und Flughafen beginnt: Ebenso wie man erst auf den zweiten Blick Leben auf dem scheinbar leeren Flughafen entdeckt, muss auch Cindy erst genauer hinsehen, bis sie Leben in sich spürt. Während sie zu Anfang lethargisch und tapsig ist, begreift sie sich immer mehr als Protagonistin ihres eigenen Lebens. In gleicher Weise wandelt sich der Flughafen von einer Kulisse zu einer Figur innerhalb des Films.
SCHÖNEFELD BOULEVARD ist der erste Kinofilm, der den BER-Flughafen als Schauplatz einsetzt. Für Regisseurin Enders wird er zum Sinnbild, eines unter vielen in ihrem achten Film, der die Entwicklung eines Mädchens zur jungen Frau zeigt. Und so wie am Ende ein aufsteigendes Flugzeug zu sehen ist, das Hoffnung darauf macht, dass der Flughafen doch irgendwann fertiggestellt ist, so macht sich auch Cindy auf den Weg in eine neue Zukunft, indem sie den Zuschauer auf einer weiten Straße verlässt und er ihr hinterher sieht.

Franziska Gleininger

Details

Deutschland 2013, 102 min
Genre: Tragikomödie
Regie: Sylke Enders
Drehbuch: Sylke Enders
Kamera: Benedict Neuenfels
Verleih: Farbfilm
Darsteller: Julia Jendroßek, Daniel Sträßer, Uwe Preuss
FSK: 12
Kinostart: 14.08.2014

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