Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

River

Schön und erhaben

RIVER ist purer Luxus. Ein eigens angeheuertes Orchester, Willem Dafoe als Erzähler und Aufnahmen von Flüssen, die – ohne jede Übertreibung – zum Schönsten und Erhabensten gehören, das ein Dokumentarfilm je gezeigt hat.

Mehr

RIVER ist purer Luxus. Ein eigens angeheuertes Orchester, Willem Dafoe als Erzähler und Aufnahmen von Flüssen, die – ohne jede Übertreibung – zum Schönsten und Erhabensten gehören, das ein Dokumentarfilm je gezeigt hat.

Die Kamera führt Yann Arthus-Bertrand, der mit Filmen wie PLANET ERDE und TERRA seit vielen Jahren das Genre dominiert und sich hier selbst noch einmal übertrifft. Mit einem sicheren Gefühl für Farbkontraste, Formenspiel und Rahmung erschafft er Bilder, die vom mikroskopischen bis zum planetarischen Maßstab ähnlich atemraubende Effekte der Verfremdung und Harmonie erzeugen. Bei manchen Einstellungen ist lange nicht klar, in welcher Größenordnung sie sich abspielen, was zum zurückhaltend-kraftvollen Narrativ des Films passt. Dieses nimmt den Fluss als Metapher, um über Ausdehnung und Verbundenheit nachzudenken, räumlich, aber vor allem auch zeitlich: Wie ein Fluss fließen die Traditionen der Vergangenheit und die Handlungen der Gegenwart in die Zukunft und münden in der pointierten Frage „Sind wir gute Vorfahren?“ Angesichts von Umweltzerstörung und -verschmutzung, besonders von Flüssen, lässt sich diese Frage nur mit einem klaren „Nein“ beantworten. Ähnlich wie in Edward Burtynskis filmischen Reflexionen des Anthropozäns (MANUFACTURED LANDSCAPES, 2006; WATERMARK, 2013; ANTHROPOCENE, 2018) wird also in einer monumentalen Bildsprache ein moralischer Inhalt vermittelt. Es ist das vielseitig und produktiv eingesetzte Bild des Flusses, was RIVER von Vorwürfen befreit, die Burtynskys Filmen gemacht werden: dass ihre Schönheit die gezeigte Zerstörung mehr verherrlicht als kritisiert. Und auch wenn die Antwort auf „Sind wir gute Vorfahren?“ bereits klar ist – eine Frage, die Willem Dafoe stellt, lässt sich schlecht abwinken.

Yorick Berta

Details

Australien 2021, 75 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Jennifer Peedom
Drehbuch: Robert Macfarlane, Joseph Nizeti, Jennifer Peedom
Kamera: Yann Arthus-Bertrand, Sherpas Cinema, Ben Knight, Peter McBride, Renan Ozturk
Schnitt: Simon Njoo
Musik: William Barton, Piers Burbrook de Vere, Richard Tognetti
Verleih: Film Kino Text
Darsteller: Willem Dafoe
Kinostart: 21.04.2022

Website
IMDB

Vorführungen

Filter
Multiplexe anzeigen

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.