Auch das mittlerweile zweite Remake des spanischen Films EL DESCONOCIDO (2015) nach Christian Alvarts STEIG! NICHT! AUS! hat die gleiche einfache Prämisse: Familienvater Matt soll nach einem morgendlichen Streit mit seiner Frau Heather (Embeth Davidtz) ihre beiden Kinder (Lilly Aspell und Jack Champion) zur Schule bringen. Doch nach wenigen Minuten gemeinsamer Autofahrt meldet sich ein unbekannter Anrufer. Unter dem Fahrersitz sei eine Bombe, die schon bei der kleinsten Gewichtsveränderung des Fahrzeugs explodieren wird. Es beginnt die Suche nach dem mysteriösen Anrufer, der verzweifelte Versuch, die Kinder in Sicherheit zu bringen, und eine Hetzjagd auf Matt, der vom Attentäter als Täter inszeniert wird. Alles auf den Straßen Berlins.
Regisseur Nimród Antal gelingt es leider nicht so recht, die versprochene Spannung über die 90-minütige Laufzeit hinweg aufrecht zu erhalten. Das liegt sowohl an der ideenlosen Inszenierung als auch an der standardisierten Erzählweise. In immer gleichen Einstellungen sind entweder der verängstigte Matt, seine Kinder, die Bombe oder das Telefon zu sehen, und auch die kurzen Drohnenaufnahmen können diesen Trott nicht wirklich auflösen. Anstatt Sightseeing in Berlin zu betreiben und Matt von einem interessanten Ort zum nächsten hetzen zu lassen, bleiben die einzigen Anhaltspunkte dafür, dass der Film in Deutschland spielt, die Berliner Kennzeichen und die Polizei. Und auch die Motivationen der Figuren stammen direkt aus dem Lehrbuch. Matts einziges Ziel ist der Schutz des familiären Nukleus, während sein Gegenspieler ausschließlich finanziellen Gewinn im Sinn hat. Obwohl Neesons Schauspiel gewohnt solide ist und er als Matt sogar Schwäche und Verletzbarkeit zeigen darf, ist RETRIBUTION leider in erster Linie uninspiriert.

Lukas Hoffmann