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Possessor

Psycho-Körperhorror

Innovativer Körperhorror von Cronenberg-Sohn Brandon Cronenberg: Agentin Tasya Vos verübt im Körper ausgewählter Wirtspersonen Anschläge. Auftraggeberin ist eine mysteriöse Organisation, deren Interessen machtgetrieben und monetär sind. Der Job macht sie fertig.

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Dass Brandon Cronenberg die Gene seines Vaters in sich trägt, wird gleich in der ersten Einstellung offensichtlich. In der steckt sich die junge Holly (Gabrielle Graham) einen Metallstab in den Kopf. Mit einem kleinen Gerät regelt sie ihre Emotionen, lacht oder weint in den Spiegel, bevor sie den Toilettenraum verlässt und in den Ballsaal tritt, wo sie einem feisten Partygast ein Messer in die Kehle rammt, eine mitgeführte Waffe auf sich selbst richtet und die Worte „Holt mich raus“ spricht. Abdrücken wird sie nicht, das erledigen die Polizisten. Doch als die Frau im Kugelhagel stirbt, erwacht andernorts eine andere. Tasya Vos (Andrea Riseborough) betritt den Körper ausgewählter Wirte. Die Wahl trifft eine mysteriöse Organisation, zu der ihre Ausbilderin Girder (Jennifer Jason Leigh) gehört. Die Interessen sind machtgetrieben und monetär. Doch der Wechsel der Identitäten hinterlässt tiefe Spuren bei Tasya und sie wird zunehmend unberechenbarer.
Die Vorliebe für Körperhorror teilt Brandon Cronenberg eindeutig mit seinem Vater David. Doch anders als beispielsweise in EXISTENZ ist der virtuelle Wechsel der Identitäten deutlich ausgeklügelter. Auch POSSESSOR ist stellenweise blutig, und Cronenberg treibt seinen Plot gnadenlos voran. Aber der Sohn hat seine Vorbilder eindeutig auch im psychischen Horror britischer Prägung. Das konstante Unbehagen wird durch die experimentelle Bildsprache gefördert. Die Protagonistin sehnt sich nach einem normalen Leben mit ihrem Sohn. Andererseits will sie beweisen, dass sie ihrem Job gewachsen ist und verliert zunehmen die Kontrolle über ihren Wirt. Für den Betrachter bleibt ein Gefühl des Grauens zurück – und die Gewissheit einen der außergewöhnlichsten Genrebeiträge der letzten Jahre gesehen zu haben.

Lars Tunçay

Details

Kanada/Grossbritannien 2020, 104 min
Sprache: Englisch
Genre: Science-Fiction, Action, Thriller, Krimi
Regie: Brandon Cronenberg
Drehbuch: Brandon Cronenberg
Kamera: Karim Hussain
Schnitt: Matthew Hannam
Musik: Jim Williams
Verleih: Kinostar
Darsteller: Andrea Riseborough, Christopher Abbott, Rossif Sutherland, Tuppence Middleton, Sean Bean, Jennifer Jason Leigh
FSK: 18
Kinostart: 01.07.2021

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