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Breakdown in Tokyo

Entwaffnend ehrlich

Lászlo Kovács aktuelles Spielfilmprojekt ist geplatzt, da kommt er auf die Idee, einen Dokumentarfilm über die Japan-Tour der Rockband seines Sohnes Julian zu drehen - keine besonders gute Idee.

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Zoltan Paul ist Lászlo Kovács. Auf Japan-Tour mit seinem, also Zoltans letztem Film AMOK – HANSI GEHT’S GUT und an der Seite der Berliner Band PeroPero mit seinem, also Zoltans Sohn an der Gitarre. Alles klar? Lässt man sich auf diese ungewöhnliche Versuchsanordnung ein, wird man Zeuge eines aberwitzigen Trips, urkomisch in seiner Selbstironie. Zoltan, also Lászlo, steckt in einer Lebenskrise. Sein aktuelles Spielfilmprojekt ist geplatzt, da kommt er auf die Idee, einen Dokumentarfilm über die Japan-Tour der Rockband seines Sohnes Julian zu drehen, ein druckvolles Zwei-Mann-Projekt, Schlagzeug, Gitarre, Gesang mit dadaistischen Texten. Doch Lászlo hält die Reise von vornherein für keine gute Idee. Am Anfang ist es noch seine Reisephobie, dann seine ständige Nörgelei, die den Trip erschwert, bei dem auch seine Partnerin und Produzentin Emma an Bord ist. Erst als er die Reiseleiterin Nahoko kennenlernt, hebt sich seine Stimmung und die Hormone steuern ihn mitten hinein in eine aberwitzige Midlife-Crisis, wie sie im Buche steht. Dieses Buch stammt von Emil Cioran, einem rumänischen Philosophen, dessen Lehren Lászlo immer wieder zitiert, in dessen pessimistischen Analysen er sich vergräbt wie in seinem Selbstmitleid. Dass BREAKDOWN IN TOKYO nie zur peinlichen Selbstbeschau wird, liegt an Pauls entwaffnender Ehrlichkeit. Er ist sich nicht zu schade, sein Alter Ego vorzuführen. So ist BREAKDOWN IN TOKYO auch eine Analyse der Arbeitsbedingungen eines unabhängigen Künstlers, die Auseinandersetzung mit seinem Sohn, der seinen Traum als Musiker lebt, und schließlich, ja, auch eine Liebeserklärung an seine Frau Clementina Hegewisch, die – natürlich – die Rolle der Emma übernahm und mit den Marotten ihres Mannes leben muss. Und schließlich ist Pauls Film auch ein herrlich erfrischendes Spiel mit den Formen des Dokumentarischen und der Fiktion.

Lars Tunçay

Details

Originaltitel: Breakdown in Tokyo – Ein Vater dreht durch
Deutschland 2017, 84 min
Sprache: Deutsch
Genre: Drama, Komödie, Musikfilm
Regie: Zoltan Paul
Drehbuch: Zoltan Paul
Verleih: UCM.ONE
Darsteller: Zoltan Paul, Clementina Hegewisch, Julian Paul
Kinostart: 30.08.2018

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