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Parasite (s/w)

Ki-woo erhält das Angebot, als Nachhilfelehrer bei der Familie Park zu beginnen. Endlich gibt es für Ki-taeks Familie wieder Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch die Begegnung wird für beide Seiten unvorhersehbare Folgen haben.

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Die Familie Kim lebt in der Gosse und atmet den Uringestank der Straßenpinkler aus der Kneipe nebenan ein. Mit Dosenbier feiern sie die Entdeckung eines neuen offenen W-Lans, auch wenn es nur auf dem Klo, auf dem man nur in gebückter Haltung sitzen kann, Empfang gibt: Es ist die Wiedereroberung des Internets. Die Kims stinken, sie fressen wie die Schweine, sie halten zusammen wie Pech und Schwefel, sie stehlen, lügen und betrügen. Aber sie können sich tarnen. Dann sehen sie aus wie die braven, gottesfürchtigen Bürger von nebenan. Bis niemand mehr hinsieht.
Bong Joon-hos Cannes-Gewinner PARASITE ist ein Film über den schlimmsten Alptraum der Bourgeoisie. Seine Unterschichtsfamilie scheint eins mit dem Dreck zu sein, aber sie schleicht sich in ein Leben aus Schönheit, Güte und kultivierter Eleganz. Ein Freund des Sohnes Ki-woo bietet diesem seine alte Stellung als Nachhilfelehrer bei der Teenager-Tochter der begüterten Familie Park an. Ki-woo verwandelt sich in eine Ausgeburt bürgerlichen Charmes und stellt sich bei der herzensguten und erznaiven Hausherrin Yeon-kyo vor, die sofort von dem freundlichen Pseudo-Studenten begeistert ist. Das Haus der Parks ist ein architektonisches Wunder, ein Traum der entspannten Eleganz, der größtmögliche Kontrast zum Kellerloch der Kims. Aber die Angst wohnt mit im Haus, vor allem die, dass die Kinder sich nicht ganz so optimal entwickeln könnten wie gewünscht. Schnell hat Ki-woo die Schwächen der Familie ausgemacht und auch seine Schwester als Zeichenlehrerin für den kleinen Sohn bei den Parks untergebracht. Der wird als einziger misstrauisch, weil die Kims den gleichen Geruch ins Haus schleppen.
Bong Jong-Hoos Cannes-Gewinner ist eine finstere, absurde, komische und spannende Klassenkampf-Satire, die zwar aus der Perspektive der Kims erzählt, sie aber als Nemesis der reichen Parks inszeniert. Bong hatte schon immer ein Herz für die Verdammten der Erde. In seinem Monsterfilm THE HOST weiß eine dysfunktionale Familie am ehesten, wie man der Kreatur aus der Gosse entkommt, in SNOWPIERCER gelingt sogar beinahe die Revolution, im Kinderfilm OKJA wird ein riesiges Schwein vor der Fleischindustrie gerettet. Aber seine Familie Kim ist ambivalenter und gefährlicher als die Figuren aus den früheren Filmen. Erst gegen Ende des Films wird ihre stoische Würde deutlich, aber bis dahin gibt es noch einige Überraschungen.

Tom Dorow

Details

Originaltitel: Gisaengchung
ROK 2019, 132 min
Genre: Schwarze Komödie
Regie: Joon Ho Bong
Drehbuch: Joon Ho Bong, Dae-hwan Kim
Verleih: KOCH FILMS
Darsteller: Kang-ho Song, Sunkyun Lee, Yeo-Jeong Cho
FSK: 16
Kinostart: 13.02.2020

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