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Why Don't You Just Die?

Eklige Situationen

Kirill Sokolovs erster Langfilm hat keine Botschaft, aber einen Heidenspaß an cartoonartiger Gewalt in Zeitlupe.

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Matvey klopft bei den Eltern seiner neuen Freundin. Am Esstisch beäugt Papa Andrey den jungen Mann argwöhnisch, und das Misstrauen des bulligen Kriminalkommissars ist gerechtfertigt: Statt Blumen hat Matvey einen Hammer mitgebracht, und die Absicht, Papa für das, was er seiner Tochter angetan hat, zu bestrafen. Was das sein soll, weiß Andrey nicht, aber wie man mit einem untalentiertem Mörder umgeht, schon. Weitere Fragen kann man auch klären, wenn der junge Mann im Badezimmer angekettet hängt. Nur hat Matvey auch ein paar Tricks auf Lager und die Situation eskaliert sehr schnell und blutig, in einem Patt mit schlechten Überlebenschancen für alle Anwesenden. Vielleicht kann ein Anruf bei Tochter Olya die Situation aufklären. Oder Mutti macht erstmal Tee für alle.
Kirill Sokolovs erster Langfilm hat keine Botschaft und ein Minimum an Subtext, aber auch nur, wenn man die russische Gesellschaft als korrupten, gewalttätigen Moloch sieht. Dafür hat der Film einen Heidenspaß an cartoonartiger Gewalt in Zeitlupe, ekligen Situationen in extremer Großaufnahme und dem Verschütten von sehr viel Kunstblut. Die bürgerliche Wohnung wird im Laufe des Films zusammen mit ihren Bewohner*innen zerlegt und jede Einstellung ist liebevoll in satten Farben nach Comic-Art arrangiert. Immer wieder halten die Kämpfenden ein und versuchen, den häuslichen Frieden wiederherzustellen und eine vernünftige Lösung zu finden. Aber Dreck am Stecken haben alle, und eine Tasche voller Geld ist auch im Spiel. Der Kampf eskaliert Runde um Runde, bis sich zeigt, wer von ihnen am längsten nicht sterben kann, und wer schon frühzeitig die kitschige Tapete aus tiefstem Herzen dekoriert. Aber bis dahin knabbert Andrey noch ein paar Mal an seiner Beruhigungssalami. Ein großer Spaß über die ganze Familie, aber nicht für die ganze Familie

Bernhard Lommel

Details

Originaltitel: Papa, sdokhni
Russland 2018, 95 min
Sprache: Russisch
Genre: Schwarze Komödie, Splatter, Krimi
Regie: Kirill Sokolov
Drehbuch: Kirill Sokolov
Kamera: Dmitriy Ulyukaev
Schnitt: Kirill Sokolov
Verleih: Drop-Out Cinema
Darsteller: Aleksandr Kuznetsov, Vitaliy Khaev, Evgeniya Kregzhde, Mikhail Gorevoy, Elena Shevchenko
FSK: 18
Kinostart: 16.01.2020

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