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Paolo Conte – Via Con Me

Denkmal für den "Fürsten"

Paolo Conte hat mit „Azzurro“ die inoffizielle Hymne Italiens für Adriano Celentano komponiert und erhob später selbst seine Reibeisenstimme. Mit VIA CON ME setzt ihm Regisseur Giorgio Verdelli ein Denkmal.

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Es ist schwer, als Außenstehender die Größe Paolo Contes in seiner Heimat Italien zu bemessen. Seine Lieder gurren die Tauben auf dem Markusplatz, sein Schlager „Azzurro“ ist die inoffizielle Hymne des Landes. Aufgewachsen im piemontesischen Asti als Sohn eines wohlhabenden Notars, studierte Paolo zunächst Jura, schrieb aber schon während der Vorlesungen Musikstücke. Er kaufte sich heimlich ein Vibraphon und gründete mit seinem Bruder eine Jazzband, mit der er erste Erfolge feierte. Der Durchbruch kam als Komponist und Autor für bekannte Sänger wie Enzo Jannacci und Adriano Celentano, bevor er schließlich selbst die Reibeisenstimme erhob und zum Cantaautore – einem schreibenden Sänger – wurde.
Contes Texte verbinden Romantik mit Ironie und treffen in ihren Alltagsbeschreibungen einen Nerv. Seine Musik speist sich aus der Jazztradition, gepaart mit französischen Chansons. Seine Erscheinung, sein kauziges Auftreten, das zerknautschte Gesicht, die prominente Nase, verliehen ihm Profil. Fernsehregisseur Giorgio Verdelli setzte ihm mit VIA CON ME ein Denkmal. Künstler wie Patrice Leconte, Roberto Begnini, Jane Birkin oder Isabella Rossellini huldigen dem Großmeister. Jeder Satz endet darauf, wie feinfühlig der „Fürst“ ist, welch großer Autor, eine Lichtgestalt, ein Gott unter uns Sterblichen. Der Dokumentarfilm bleibt gänzlich bei der Musik Contes. Der Meister gewährt keinen Einblick in Privates. Es scheint vermessen, danach zu fragen. So bleibt ein Film für Fans, angereichert mit einigem Archivmaterial, vielen Ausschnitten seines Auftritts in Paris 2020 und einigen wenigen Anekdoten, wie etwa wenn Begnini in seiner überschwänglichen Art von der ersten Begegnung mit Contes Frau erzählt. Dazu fährt ein Fiat Topolino durch die malerische Landschaft. Wer Conte liebt, steigt ein. Der Rest bleibt außen vor.

Lars Tunçay

Details

Originaltitel: Paolo Conte – Via con me
Italien 2020, 100 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Giorgio Verdelli
Drehbuch: Giorgio Verdelli
Kamera: Federico Annicchiarico
Schnitt: Matteo Bugliarello, Emiliano Portone
Verleih: STUDIOCANAL
FSK: oA
Kinostart: 16.09.2021

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