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Pandoras Vermächtnis

Komplexe Ehe

Dokumentarfilm über die komplexe Beziehung von Regisseur G.W. Pabst und seiner Frau Trude.

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Die Filme von G.W. Pabst, dem wichtigsten Regisseur der neuen Sachlichkeit und überzeugten Pazifisten, der in DIE FREUDLOSE GASSE (1925) und DIE BÜCHSE DER PANDORA (1929) praktisch den Weg vom Expressionismus zu einem realistischeren Film- und Darstellungsstil aufzeigt, wurden zuletzt 1997 bei einer Berlinale-Retrospektive komplett gezeigt. Seitdem wird mehr über Pabst geredet, als dass seine Filme gesehen werden, zuletzt aus Anlass des Romans „Lichtspiel“ von Daniel Kehlmann.
Über 40 Jahre war G.W. Pabst mit Trude Pabst, geb. Gertrude Hennings, verheiratet. Sie führte ein Tagebuch auf über tausend losen Seiten, Trude und G.W. schrieben sich aber auch zahlreiche Briefe, vor allem wenn er in Berlin arbeitete, während sie im österreichischen Schloss Fünfturm blieb. Regisseurin Angela Christlieb zeichnet aus diesen Dokumenten und aus Gesprächen mit den charmanten Enkeln der Pabsts ein komplexes Bild des Lebens der Familie, vor allem von Trude Pabst, die immer gern in G.W.s Filmen mitspielen wollte, was sie aber nur einmal, in DIE HERRIN VON ATLANTIS (1932), durfte. Sie sei „überhaupt nicht fotogen“, soll G.W. – nur einmal nennt ein Enkel ihn „Willi“ – gesagt haben. Dafür ermutigte er sie zu schreiben, und verfilmte nach dem Krieg ihr Drehbuch zu GEHEIMNISVOLLE TIEFEN (1949), in dem Angela Christlieb eine Art Schlüsselfilm für Trude Pabsts Innenleben vermutet. Kommerziell und bei der zeitgenössischen Kritik war der Film eine Katastrophe. Pabst arbeitete danach in Italien.
Christlieb zeigt zu den Zitaten aus Briefen und Tagebucheinträgen Szenen aus Pabsts Filmen, die thematisch an die Texte anknüpfen. Die Bilder werden zu Illustrationen verschiedener Motive: den Frauenbildern, die Pabst in seinen Filmen vorführte, aber auch von Trudes Sehnsucht, Spiritualität und Verzweiflung.

Hans Sommerfeld

Details

Originaltitel: Pandoras Vermächtnis – Pandora's Legacy
Österreich 2024, 87 min
Genre: Dokumentarfilm, Film übers Filmemachen
Regie: Angela Christlieb
Drehbuch: Angela Christlieb
Kamera: Max Berner, Martin Putz
Musik: Daniel Pabst, Martin Siewert
Verleih: Arsenal Filmverleih
Kinostart: 03.04.2025

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