
Neue Notiz
Overgames
Spiele für eine kranke Nation
In seinem fast dreistündigen Film OVERGAMES geht Lutz Dammbeck der Vermutung nach, dass TV-Spielshows in einem Zusammenhang mit dem US-Konzept der Re-Education der Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg stehen. Zugleich entwickelt er eine Version einer Ideengeschichte von der Aufklärung bis zur amerikanischen "New World Order", die er als die „permanente Revolution“ bezeichnet.
In einer Talkshow hat Joachim Fuchsberger mal gesagt hat, dass seine ersten TV-Spielshows auf einer US-Show basierten, bei der in der Psychiatrie zur Therapie von Paranoikern entwickelte Spiele für das Fernsehpublikum als Unterhaltung aufbereitet wurden. Eine ganze kranke Nation, eine Nation von Paranoikern hätte zugesehen, meinte Fuchsberger. Lutz Dammbeck will in seinem fast dreistündigen Film OVERGAMES einerseits überprüfen, ob TV-Spielshows in einem Zusammenhang mit dem US-Konzept der Re-Education der Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg stehen, in dessen Kontext der Psychiater Richard Brickner tatsächlich die Diagnose stellte, die Deutschen litten an Paranoia: Größenwahn bei gleichzeitigem Verfolgungswahn, ein starker Sinn, auf einer Mission zu sein, bei einem gleichzeitigen ständigen Minderwertigkeitsgefühl. Andererseits will er seine Version einer Ideengeschichte erzählen, die er als die „permanente Revolution“ bezeichnet. Er verfolgt das Ideal von Freiheit und Gleichheit von der Aufklärung über die Französische Revolution, die Psychoanalyse, Soziologie und Ethnologie bis zum Konzept einer amerikanischen „New World Order“ unter dem Gesetz des Marktes. Am Ende wirkt OVERGAMES selbst wie ein paranoides Phantasma von der Auslöschung deutscher Kultur durch den amerikanischen Way of Life und dessen Marktgottheit. Fuchsbergers Behauptung kann niemand belegen. Dabei sind die therapeutischen Effekte der Shows offensichtlich, die der andere große deutsche Nachkriegs-Showmaster, Hans Rosenthal, entwickelte. In „Allein gegen alle“ brachte er die Nachkriegsgeneration dazu, sich mit cleveren Einzelnen zu identifizieren, die jeweils einer ganzen Stadt so pfiffige Fragen über ihr eigenes Leben und ihre eigene Geschichte stellten, dass deren versammelte Intelligenz sie nicht zu lösen vermochte. Lektionen in Kreativität und Individualität, 1963-1977 jeden Sonntag auf NDR2.
Deutschland 2016, 164 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Lutz Dammbeck
Drehbuch: Lutz Dammbeck
Kamera: Eberhard Geick, István Imreh, Volker Tittel, Börres Weiffenbach
Schnitt: Margot Neubert-Maric
Musik: Jörg Udo Lensing
Verleih: Dammbeck Film
FSK: 12
Kinostart: 21.04.2016
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