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Orphea In Love

Mythos-Oper-Mash-Up

In Axel Ranischs Mash-Up aus Puccinis “La Bohème” und dem Orpheus-Mythos soll die Sängerin Nele in der Unterwelt ihre Stimme abgeben, um den toten Liebhaber Kolya zu retten. Auf diesen Deal hat sich Orpheus nicht einlassen müssen.

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Nele (Mirjam Mesak) hat klassischen Gesang studiert, arbeitet jetzt jedoch im Callcenter und an der Operngarderobe. In ihrer Fantasie verzaubert ihr Operngesang den Alltag und lässt sogar ihre Feinde dahinschmelzen. ORPHEA IN LOVE von Axel Ranisch ist ein Mashup des Orpheus-Mythos mit Puccinis „La Bohème“, beides Erzählungen um ikonische männliche Künstler und ihre tragische Liebe. 2020 haben bereits Alexander Kluge und Khavn De la Cruz in ORPHEA die Geschlechterdynamik der griechischen Sage umgekehrt – Orphea ist die geniale Sängerin, Eurydiko der verlorene Geliebte, der aus der Unterwelt befreit werden muss. Es ist spannend zu sehen, wie sich männliche Regisseure eine Frau in der Rolle vorstellen, und wie den zu rettenden Mann. Kolya (Guido Badalamenti) ist ein gutherziger Gauner und begnadeter Tänzer, dessen Tod Nele durch unglückliche Umstände mitverursacht. Als sie in die Unterwelt hinabsteigt, kommt zu Orpheus und Puccini noch eine Prise Arielle: Nele soll ihre Singstimme opfern, um Kolya zu den Lebenden zurückzuholen. Auf diesen Deal hat sich Orpheus aber nicht einlassen müssen! Enttäuschend, dass Orphea hier gezwungen ist, nicht ihre Zeit, ihr Glück oder ihren Verstand, sondern ihre künstlerische Kraft selbst für die Liebe aufs Spiel setzen. Auch sonst kratzt ORPHEA IN LOVE nur zart am Kern der Stoffe, die er zum Vorbild hat, verwendet dafür aber noch einige Zeit für eine Groteske über den Opernbetrieb, die leider ebenfalls ziemlich eingeschlafene Geschlechterklischees bedient und auch sonst eher zum Augenrollen bringt. Musik, Kamera und Schnitt harmonieren in dynamischen, von Gesang und Tanz erfüllten Opernsequenzen toll miteinander und sorgen für einige schöne filmische Momente. Alles in allem dominiert jedoch der Eindruck, dass ORPHEA IN LOVE zu viel auf einmal will.

Eva Szulkowski

Details

Originaltitel: Orphea in Love
Deutschland 2023, 107 min
Genre: Musikfilm, Drama
Regie: Axel Ranisch
Drehbuch: Axel Ranisch, Sönke Andresen
Kamera: Dennis Pauls
Schnitt: Milenka Nawka, Federico Neri
Musik: Martina Eisenreich
Verleih: missingFILMs
Darsteller: Guido Badalamenti, Christina Große, Ursina Lardi, Mirjam Mesak, Ursula Werner
Kinostart: 01.06.2023

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