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O Beautiful Night

Neo-Noir & Neon

Juri ist Hypochonder und sieht sich dem Tod schon nahe. Der begegnet ihm dann tatsächlich in Gestalt eines russischen Kleinkriminellen und nimmt ihn, Mephistopheles ähnlich, auf einen Trip durch die Berliner Nacht mit.

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Es war einmal: Juri (Noah Saavedra) ist Hypochonder, hat wüste Träume von herzfressenden Raben, und sieht sich dem Tod schon nahe. Der Tod, in Gestalt eines russischen Kleinkriminellen (Marko Mandić), begegnet ihm da auch prompt in einer siffigen Spielhalle. Doch mehr Mephisto als Schnitter, schlägt er vor, dass Juri mit ihm noch etwas erleben könnte, bevor es an den großen Abschied geht. Das Geld dafür könnte man bei einer Runde Russischem Roulette mit den Betreibern einer Gokartbahn gewinnen. Bei der Drogendealerin des Todes, die nicht nur mit Pflanzen reden kann, trifft Juri auf die „hübsche Giftpflanze“ Nina (Vanessa Loibl), die in einer Peepshow „hinter der Südsee links“ ihren Körper zeigt. Für Nina lebt Juri gerne noch ein paar Stunden länger. Sie ist zwar stachelig und liest Nietzsche, aber vielleicht werden sie sich küssen, bevor die nächtliche Fahrt in einem gestohlenen Auto tödlich endet.
O BEAUTIFUL NIGHT ist ein Trip. Vom Regisseur selber als ein modernes Märchen bezeichnet, gibt es im Film keine Einstellung, der man nicht ansieht, dass Xaver Böhm aus dem Grafischen Design kommt. Die Stadt ist eine Aneinanderreihung aus austauschbaren Vierteln und Straßen, aber die Farben der Nacht sind so kräftig, dass man sie auswringen möchte, bis das Neon tropft. Die Schatten sind tief und für den Soundtrack hat Böhm selbst am Neonoir-Jazzscore mitgearbeitet. Natürlich ist die Geschichte eine reine Wunscherfüllungsfantasie für blasse, junge Zauderer, die fühlen, dass sie mehr vom Leben verdienen, angefangen mit dem Traummädchen. Den Mix aus jugendlichem Sturm & Drang, schlagkräftigen Schlitzohren und metaphysischen Überlegungen, die ab einer gewissen Intoxikation sehr plausibel klingen, kennt man vielleicht schon. Aber Böhms visueller Stil ist stark genug, um Wohlbekanntes mehr als berauschend zu präsentieren.

Christian Klose

Details

Deutschland 2019, 89 min
Sprache: Deutsch
Genre: Großstadtfilm, Komödie, Liebesfilm
Regie: Xaver Böhm
Drehbuch: Xaver Böhm, Ariana Berndl
Kamera: Jieun Yi
Schnitt: Florian Miosge
Musik: Paul Eisenach
Verleih: NFP
Darsteller: Noah Saavedra, Marko Mandić, Vanessa Loibl
FSK: 12
Kinostart: 20.06.2019

Website
IMDB

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