Nach Abstechern in ferne Marvel-Galaxien (THOR: TAG DER ENTSCHEIDUNG, THOR: LOVE AND THUNDER) und nach Nazi-Deutschland (JOJO RABBIT) kehrt Taika Waititi nun fast in seine Heimat zurück. Mit NEXT GOAL WINS begibt sich der Neuseeländer zumindest nach American Samoa im Südpazifik und erzählt eine Fußballgeschichte, die sich so ähnlich vor über zehn Jahren tatsächlich zugetragen hat.

Für das eher als Hobby-Mannschaft agierende Nationalteam der kleinen, als US-Außengebiet geführten Inselgruppe wird ein professioneller Trainer aus den USA engagiert, damit vielleicht endlich mal der erste erfolgreiche Torschuss überhaupt gelingt. Doch Thomas Rongen (Michael Fassbender) bringt – nach einem privaten Schicksalsschlag – vor allem Frust, harte Drill-Methoden und ein Alkoholproblem statt echter Motivation mit.

Wie sich letztlich beide Seiten, also Coach und Mannschaft (in der sich die trans und fa’afafine Spielerin Jaiyah als besonders talentiert erweist), aneinander gewöhnen und zusammenreißen müssen, um schließlich eine ganz eigene Erfolgsgeschichte feiern zu können, kommt nicht allzu überraschend. So wenig sich Waititi nämlich für Fußball interessiert, so sehr funktioniert NEXT GOAL WINS – wahre Geschichte hin oder her – eben doch nach bewährten Sportfilm-Mustern.

Die konventionelle Erzählart und das schwächelnde Drehbuch werden dem reizvollen Setting und den interessanten Nebenaspekten und Figuren der Story leider eher selten gerecht. Auch was den schrägen Humor und die originellen Einfälle angeht, für die er sonst bekannt ist, ist der Regisseur hier irgendwie mit angezogener Handbremse und auf Autopilot unterwegs, inklusive Gastauftritt. Allerlei unaufgeregt-charmante Momente und das Herz am rechten Fleck sorgen aber immerhin dafür, dass ein Komplettversagen in der Verlängerung gerade noch verhindert wird.

Patrick Heidmann