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Narziss und Goldmund

Fantasy-Parabel

Hermann Hesses Erzählung um zwei beste Freunde: Während Goldmund sich in die Welt stürzt, Liebe, Tod und Gewalt erlebt und schließlich zum Künstler wird, bleibt Narziß im Kloster zurück und widmet sich der Askese und Meditation.

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Hermann Hesses Roman „Narziß und Goldmund“ (1930) handelt von der Suche nach einem vollkommenen Leben und nach künstlerischer Verwirklichung am Beispiel von zwei Jungen, die im Kloster enge Freunde sind und dann getrennte Wege gehen müssen. Während Goldmund sich in die Welt stürzt, um seine Mutter zu finden, Liebe, Tod und Gewalt erlebt und schließlich zum Künstler wird, bleibt Narziß im Kloster zurück und widmet sich der Askese und Meditation. Regisseur Stefan Ruzowitzky (ANATOMIE, DIE FÄLSCHER) lässt die Erzählung in einem Fantasy-Mittelalter spielen, das an Kinder-Märchenverfilmungen wie DREI NÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL erinnert, was ulkigerweise gar nicht so unpassend ist – sind doch auch Hesses Erzählungen in Fantasiewelten spielende Parabeln - und macht aus den Jungen sehr heutige Charaktere. Als der kleine Goldmund von seinem Vater im Kloster abgeliefert wird, ist der ein wenig ältere Narziss nicht begeistert, dass er sich um den Jungen kümmern soll, aber der gütige Abt will, dass der kleine Asket auch mal die Regeln bricht. Als die Erwachsenen sich später als Abt und Bildhauer im Kloster wiederbegegnen, veranstalten sie ein Wettrennen wie in einem Buddy-Movie. Und dass die innige Liebe, die Narziss für seinen Freund empfindet, auch körperlich sein könnte, wird zumindest in den Raum gestellt. Gleichzeitig erscheint vieles in Hesses Gedankenwelt inzwischen sehr fremd. Vor allem trifft das auf die Frauen zu, die im Hesse-Universum nicht als eigenständige Personen auftreten, sondern ausschließlich als Funktion im Leben unserer Helden: Entweder sie sind Erfahrungen, die man am Wegesrand mitnimmt (Goldmund) oder am Lebensende vermisst (Narziss), oder es geht um die Urmutter, die Goldmund sein Leben lang sucht, denn „Ohne Mutter kann man nicht lieben und ohne Mutter kann man nicht sterben“. Schräge Mischung.

Hendrike Bake

Details

Deutschland 2020, 110 min
Genre: Drama, Literaturverfilmung
Regie: Stefan Ruzowitzky
Drehbuch: Stefan Ruzowitzky, Robert Gold
Kamera: Benedict Neuenfels
Schnitt: Britta Nahler
Verleih: Sony Pictures
Darsteller: Emilia Schüle, Roxane Duran, Jannis Niewöhner, Kida Khodr Ramadan, Jessica Schwarz
FSK: 12
Kinostart: 12.03.2020

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