NACHTKATZEN ist einer dieser Meta-Filme, den man einfach sehen muss, um ihn zu verstehen - und es lohnt sich. Das Debüt von Valentin Merz ist Teamarbeit. Ohne Drehbuch erarbeiteten die Darstellenden, die gleichzeitig die Crew bildeten, die Charaktere und Details im Prozess. Als Rahmenhandlung dient der Dreh eines queer-erotischen Kostümfilms auf einem Landgut in Frankreich. Alles läuft gut, die Dreharbeiten kommen voran, abends feiert die Crew zu Techno, es wird getanzt, gekuschelt, eine große Party. Doch am nächsten Tag verschwindet Regisseur Valentin mitten in den Dreharbeiten im dunklen Tannenwald. Regisseur Valentin wird vom „echten“ Regisseur Valentin Merz gespielt, und auch die anderen Figuren im Film tragen die Namen ihrer Darstellenden. Sie sprechen Schweizerdeutsch, Englisch, Spanisch und Französisch, mal flüssig, mal mit Händen und Füssen.

Als Valentins Leiche gefunden wird und kurz darauf wieder verschwindet, nehmen seltsame Ereignisse ihren Lauf. Die Polizei ermittelt, während die Dreharbeiten weitergehen. Die Handlung bewegt sich von einer Figur zur anderen - Hauptfiguren sind alle -, und ebenso leichtfüßig springt der Film durch die Genre-Zitate. Es ist ein Krimi, ein Erotikfilm, ein Liebesfilm. Es gibt Zombies, Geister, hellseherische Kräfte und mexikanische Fiestas. Mal blicken wir in die erotischen Fantasien einer Bestattungsunternehmerin, mal finden wir uns im mexikanischen Dschungel in einer gespenstischen Szene wieder, die an den magischen Realismus erinnert. Das alles klingt chaotisch, aber wirkt an keiner Stelle überladen oder verwirrend. Die Doppelbödigkeit des Films im Film und die minimale Handlung machen es leicht, jeder Absurdität fraglos zu folgen und sich den liebevoll verspielten Figuren und den grandios inszenierten Bildern hinzugeben.

Clarissa Lempp