Neue Notiz
My Zoe
Was wäre wenn
Die Genetikerin Isabelle ist dabei, sich nach der Scheidung von ihrem Mann ein neues Leben aufzubauen. Dann aber kommt es zu einer Tragödie, die die zerbrochene Familie bis ins Mark erschüttert. Isabelle nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand.
Isabelle (July Delpy) und James (Richard Armitage) – er ist Engländer, sie Franco-Amerikanerin, beide sind vor zwei Jahren wegen seiner Arbeit nach Berlin gezogen - befinden sich mitten im Sorgerechtsstreit um ihre Tochter Zoe. Um jede Minute wird erbittert gekämpft. James wirft Isabelle die angeblich verantwortungslose Babysitterin vor, Isabelle kommt auch an einem James-Tag noch eine Stunde mit an den Fußballplatz, wenn die Übergabe für 10.30 Uhr angesetzt ist, Zoes Spiel aber bereits um 9.30 Uhr beginnt… July Delpy, die auch Regie führt, inszeniert das mit einem schonungslosen Naturalismus, der die ganzen kleinen Gemeinheiten, das über Jahre gewachsene Misstrauen und die nie beigelegten Scharmützel des Paares, die bei jeder Kleinigkeit neu hochkochen können, ebenso schmerzhaft spüren lässt wie die große Liebe beider zu ihrer Tochter. Dann wacht Zoe eines Morgens nicht mehr auf und niemand weiß, was das Koma ausgelöst haben könnte. Während beide Eltern bleich vor Sorge im Krankenhausflur sitzen, dreht sich das Vorwurfskarussell weiter. Wer war bei ihr? Wer hat dieses oder jenes nicht gemacht, seit Jahren schon? Wer hat Schuld? Die Familie steuert auf einen Abgrund zu….und dann macht der Film eine verblüffende Wende, die hier nicht erzählt werden kann, um den Spaß nicht zu verderben. Gerade noch hatte man sich auf ein tränenreiches Drama eingestellt - und sitzt dann auf einmal in einem völlig anderen Film. Ohne die Tonlage, den lässigen Naturalismus, der Delpys Spezialität ist, zu ändern, wechselt die Erzählung das Genre und mutiert zu einem faszinierenden Was-wäre-wenn-Gedankenexperiment, in dem dann auch noch Daniel Brühl als eine Art „mad scientist“ auftaucht. Ob man sich mit MY ZOE amüsiert oder sich irritieren lässt, hängt davon ab, ob man diesen rasanten Kurswechsel mitmacht. Ich habe mich bestens amüsiert.
Deutschland 2019, 100 min
Genre: Drama
Regie: Julie Delpy
Drehbuch: Julie Delpy
Kamera: Stéphane Fontaine
Verleih: Warner Bros.
Darsteller: Julie Delpy, Gemma Arterton, Richard Armitage, Daniel Brühl, Lindsay Duncan
FSK: 12
Kinostart: 14.11.2019
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