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Museum Hours

Jem Cohen lässt sich ablenken

Entspannt verbindet Dokumentar- und Experimentalfilmer Jem Cohen in MUSEUM HOURS Streifzüge durch das Wiener Kunsthistorische Museum und die Stadt Wien mit Interpretationen von Breughels Werken und einer Geschichte um die Begegnung zweier Kunstliebhaber im Museum.

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Geht nicht ins Museum, scheint der Film zu sagen, um dort eine Handvoll zeitloser Meisterwerke zu bewundern, die mit Eurem Leben ansonsten nichts zu tun haben; sondern, um einen neuen Blick zu lernen auf die Welt, durch die Ihr Euch tagtäglich auch außerhalb des Museums bewegt. Ausgehend von den im Wiener Kunsthistorischen Museum ausgestellten Gemälden Breughels unternimmt der amerikanische Filmemacher Jem Cohen einerseits Streifzüge durch die Kulturgeschichte und die Kunsttheorie (inklusive ausführlicher Breughel-Interpretation); andererseits unternimmt er neugierige Spaziergänge durch das Museum, dessen Publikum seinem Film genauso wichtig ist wie die Ausstellungsobjekte, oder er geht hinaus in die österreichische Hauptstadt, in der Geschichte zwar an allen Ecken und Enden präsent scheint, aber nicht immer ohne weiteres entschlüsselt werden kann.
Und dann erzählt der kunstvoll, dabei aber komplett unaufgeregt und unprätentiös konstruierte Film auch noch eine Geschichte: Im Zentrum steht Johann (Bobby Sommer), ein Museumswächter, der heute entspannt auf die Dinge blickt und mit seiner gemächlichen Stimme den Film zusammen hält, aber eine bewegte Vergangenheit hat. Johann lernt die Kanadierin Anne (Mary Margaret O’Hara) kennen, die nach Wien gekommen ist, um eine Verwandte im Krankenhaus zu besuchen und eines Tages verloren wirkend in das Museum stolpert. Einen klassischen Spielfilm machen diese beiden Figuren aus MUSEUM HOURS nicht - Cohen, von Haus aus Dokumentar- und Experimentalfilmer, lässt sich immer wieder mit Freuden ablenken, von immer neuen Details, in den unerschöpflichen Breughel-Bildern, in dem noch unerschöpflicheren Wien; und doch erreicht gerade die nur sehr vorsichtig skizzierte Fiktion um zwei alternde Einzelgänger eine erstaunliche emotionale Intensität.

Lukas Förster

Details

Schweiz/Österreich 2012, 106 min
Genre: Drama
Regie: Jem Cohen
Drehbuch: Jem Cohen
Kamera: Jem Cohen, Peter Roehsler
Schnitt: Marc Vives, Jem Cohen
Verleih: Arsenal – Institut für Film und Videokunst
Darsteller: Mary Margaret O´Hara, Bobby Sommer, Ela Piplits
Kinostart: 10.04.2014

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