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Mr. Gaga

Revolutionär des modernen Tanzes

MR. GAGA erzählt von Leben und Karriere des israelischen Choreografen Ohad Naharin und sieht dem Künstler bei der Arbeit zu.

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Auch in Berlin hat er in der aktuellen Spielzeit inszeniert: Der israelische Tänzer Ohad Naharin, der als bedeutendster zeitgenössischer Choreograf seiner Heimat gilt. Dass der 63-jährige Naharin als intensiver, fordernder Künstler ein bisschen gaga ist, überrascht wenig. Der Titel von Tomer Heymanns Dokumentarfilm bezieht sich jedoch auf etwas anderes. Als „Gaga“ bezeichnet Naharin eine Form des Tanzes, die er im Lauf seiner langen Karriere entwickelt hat: Aus höchster Körperspannung loszulassen, als wäre sämtliches Leben aus dem Körper, den Muskeln, gewichen. Gleich die erste Szene von MR. GAGA verdeutlicht diese Methode, die von Außen eher an eine sadistische Übung denken lässt. Immer wieder fordert Naharin da eine Tänzerin auf, sich auf den Boden fallen zu lassen, immer wieder stürzt die zierliche Person nieder, rafft sich auf, wiederholt die Übung, bis Naharin ihre Bewegung nicht mehr für künstlich hält, sondern für natürlich.
Szenen wie diese, Momente, in denen man Naharin und seinen Tänzern bei der Arbeit zusieht, bei der Entwicklung von Choreografien und Ausdrucksmöglichkeiten, sind die interessantesten Momente einer meist konventionellen Dokumentation. Penibel erzählt Heymann das Leben Naharins nach, von den ersten Tanzschritten im Unterhaltungsregiment der israelischen Armee, über lange Jahre in New York, bis zur Berufung als Leiter der Batsheva Dance Company. Hier revolutionierte er den modernen Tanz in Israel, stieß das konservative Establishment des Landes aber ein ums andere Mal vor den Kopf, ein Aspekt, über den man gern mehr erfahren hätte. Doch Heymann begnügt sich mit wohlwollenden Interviews von Naharins Mitstreitern und umfassenden Archivaufnahmen, die einen interessanten Einblick in Leben und Werk einer schillernden Gestalt der Tanzszene geben.

Michael Meyns

Details

Deutschland/ Schweden/ Israel/ Niederlande 2015, 100 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Tomer Heymann
Drehbuch: Tomer Heymann
Kamera: Itai Raziel
Schnitt: Ron Omer, Allon Greenberg, Ido Mochrik
Musik: Ishai Adar
Verleih: Farbfilm Verleih
Darsteller: Ohad Naharin, Tzofia Naharin, Avi Belleli
FSK: oA
Kinostart: 12.05.2016

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