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Midwives

Mintgrüne Klinik

MIDWIVES begleitet zwei Hebammen, eine Buddhistin und eine Muslima, die in einer winzigen Klinik im Westen Myanmars zusammenarbeiten.

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Respektvolle Nähe. Vielleicht ist es das, was diesen Dokumentarfilm vor anderen Dingen auszeichnet. Da ist etwa, gleich zu Beginn, die Szene, in der man auch als Zuseher froh ist, als der Kleine endlich zu schreien beginnt: Wir wohnen einer Geburt bei, sind ganz dicht mit dran. Und doch hat man, ähnlich wie in fast allen Szenen dieses unaufgeregten und doch eindringlichen Films, das Gefühl, dass hier weder die Intimgrenze des Babys, noch die der Mutter überschritten wird. MIDWIVES begleitet zwei Hebammen (engl.: Midwives), eine Buddhistin und eine Muslima,
die in einer winzigen Klinik im Westen Myanmars zusammenarbeiten. Beide helfen den muslimischen Rohingya – eine der, laut UN, am stärksten verfolgten Minderheiten der Welt: Dem Militär Myanmars werden unter anderem ethnische Säuberungsaktionen gegen die Rohingya-Muslime vorgeworfen.
Hla, so der Name der Buddhistin, führt die Klinik, Nyo Nyo, die Muslima, unterstützt sie als Assistentin. Obwohl Nyo Nyos Familie seit Generationen in der Region lebt, werden sie als Eindringlinge betrachtet. Nyo Nyo hat einen Traum, der angesichts der Umstände kaum je realisierbar erscheint: Eines Tages möchte sie selbst eine Klinik eröffnen. Dabei besitzt sie als Muslima noch nicht einmal einen Ausweis. Einst, so heißt es irgendwann in diesem mit Archivbildern von Ausschreitungen und Totalen von Reisfeldern gleichermaßen arbeitenden Film, waren die Buddhisten und Muslime der Region miteinander befreundet. Die kleine mintgrüne Klinik, in der Nyo Nyo und Hla allen Verboten und Vorbehalten zum Trotz zusammenarbeiten, wird zum Hoffnungssymbol für ein, dereinst womöglich wieder herstellbares, friedliches interreligiöses Miteinander.

Matthias von Viereck

Details

Myanmar/Kanada/Deutschland 2022, 92 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Snow Hnin Ei Hlaing
Drehbuch: Snow Hnin Ei Hlaing
Kamera: Soe Kyaw Htin Tun
Musik: Olivier Alary, Johannes Malfatti
Verleih: jip Film & Verleih
Kinostart: 26.01.2023

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