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Megalomaniac

So unangenehm wie möglich / Durchdesignter Höllentrip

Karim Ouelhajs vierter Langfilm setzt alles daran, so stylisch, aber auch so unangenehm wie nur möglich zu sein.

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Basierend auf der Prämisse, dass ein 1997 real im belgischen Mons aktiver und nie gefasster Frauenmörder seine Opfer auch vergewaltigt hat, folgt MEGALOMANIAC 30 Jahre später seinen Kindern, die immer noch in der verfallenen Villa hausen, in der sie gezeugt wurden. Der ältere Bruder Felix zieht jede Nacht los, um die „Arbeit“ seines Vaters weiterzuführen, und erinnert seine schüchterne Schwester Martha immer daran, dass sie auf keinen Fall auffallen darf. Also macht sie sich während der Schicht als Putzfrau in einer Fabrik klein, und erträgt das ständige Mobbing und schließlich auch die Vergewaltigung durch ihre Kollegen stur. Sie redet nur mit sich selbst, und hält sich auch bei den regelmäßigen Besuchen der Sozialarbeiterin bedeckt. Mit dem „Kätzchen“, das ihr Felix von seinen Exkursionen mitgebracht hat, kann sie zwar Späße machen, aber das darf sie ja auch niemandem zeigen. Erst als Martha schwanger wird, erwacht ein neuer Wille in ihr, und sie zeigt, dass sie ganz ihres Vaters Tochter ist.
Karim Ouelhajs vierter Langfilm setzt alles daran, so stylisch, aber auch so unangenehm wie nur möglich zu sein. Bereits die normale Alltagswelt ist voller furchtbarer Menschen, aussichtsloser Landschaft und sexueller Gewalt. Im Haus der Geschwister wird dann der Schritt zu einem durchdesignten Höllentrip vollzogen, bei dem jede Gräueltat in einer frenetisch geschnittenen Hyperrealität stattfindet. Ganz in der Tradition von „French Extremity“-Filmen wie HAUTE TENSION behauptet MEGALOMANIAC zwischen der Gewalt auch immer wieder einen ernsthafteren, sozialen Subtext, verliert ihn dann aber schnell wieder aus den Augen. Was bleibt, ist zwiespältig: Einerseits 100 Minuten intensive Bilder für Fans des Splatters, dann aber doch auch eine emotionale Nachwirkung, die sich nicht so einfach abschütteln lässt wie die des noch nihilistischeren, aber auch eindimensionaleren THE SADNESS.

Christian Klose

Details

Belgien 2022, 118 min
Sprache: Französisch
Genre: Horror, Splatter, Thriller
Regie: Karim Ouelhaj
Drehbuch: Karim Ouelhaj
Kamera: François Schmitt
Musik: Simon Fransquet, Gary Moonboots
Verleih: INDEED FILM/DROP-OUT
Darsteller: Éline Schumacher, Wim Willaert, Benjamin Ramon, Pierre Nisse, Raphaëlle Bruneau, Hélène Moor
Kinostart: 16.11.2023

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