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Master Cheng in Pohjanjoki

Warmes Gefühl im Bauch

Master Cheng, ein höflicher Koch aus Shanghai und sein schüchterner Sohn suchen in einem abgelegenen Dorf in den Bergen Lapplands nach einem Freund und bleiben hängen.

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In den ersten Minuten könnte MASTER CHENG auch ein versprengter Western sein: Ein höflicher Mann aus Shanghai und sein schüchterner Sohn kommen in einem abgelegenen Dorf in den Bergen Lapplands an. Außer Landschaft und dem Café Sirkka gibt es im Ort nicht viel, und die knorrigen Bauern begutachten die Neuankömmlinge skeptisch, als sie sie beim Abendessen stören. Cheng ist auf der Suche nach einem alten Freund namens „Fongtron“. Viel mehr will er nicht von sich erzählen. Nur kennt niemand im Dorf den Herrn Fongtron, so dass Cheng und sein Sohn in Sirkkas Gästezimmer unterkommen, während die Wirtin ihnen bei der Suche hilft. Als kurz darauf ein Reisebus voller chinesischer Touristen, die sich nicht für Sirkkas Standardessen (Wurst, Gemüse, Sauce) erwärmen können, auftaucht, offenbart sich ein Teil von Chengs Vergangenheit: Er ist ausgebildeter Koch. Und schnell kommen auch die sprichwörtlich kulinarisch konservativen Bauern auf den Geschmack von Chengs Fischsuppe und seinem Kräuterrentier, zumal sein Essen auch bei körperlichen Beschwerden heilsam ist. Nur sind die Verletzungen, die Cheng, seinen Sohn und auch Sirkka plagen, eher seelischer Natur, und es dauert, bis sie einander ihre Vergangenheit eröffnen.
Der neueste Film von Mika Kaurismäki ist ein ehrlicher Wohlfühlfilm. Zwar ist die Handlung von finnischer Melancholie durchzogen und voller Charaktere, die ähnlich schrullig sind wie die seines kleinen Bruders Aki, aber weder Rassismus noch tiefe Verzweiflung haben einen Platz in der Welt von MASTER CHENG. Wenn sich Hindernisse auftun, können sie in diesem Film gemeinsam überwunden werden. Auf einen traurigen Moment folgen bald wunderschöne Landschaftsaufnahmen, alle Bewohner:innen des Dorfes sind warmherzig, und wenn chinesische Suppe einmal ein Problem nicht lösen kann, bleibt immer noch ein Saunagang und eine Flasche Selbstgebrannter. Und dann ein Lied am Lagerfeuer, bis sich ein warmes Gefühl im Bauch einstellt.

Christian Klose

Details

Originaltitel: Mestari Cheng
Finnland/China/Großbritannien 2019, 114 min
Genre: Drama, Komödie
Regie: Mika Kaurismäki
Drehbuch: Hannu Oravisto
Kamera: Jari Mutikainen
Schnitt: Tuuli Kuittinen
Musik: Anssi Tikanmäki
Verleih: MFA+
Darsteller: Pak Hon Chu, Lucas Hsuan, Kari Väänänen, Vesa-Matti Loiri
FSK: 6
Kinostart: 30.07.2020

Website
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