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Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste

Guerilladreh in Cannes

Das Glitzern des Film-Olymp aus der Nähe: Für die junge Regisseurin Isabell geht mit der Einladung zu den 65. Filmfestspielen in Cannes ein Traum in Erfüllung. Die anfängliche Begeisterung verliert sich jedoch schnell zwischen überbuchten Hotels, ungebetenen Übernachtungsgästen, sexistischer Filmauswahl und Akkreditierungschaos. Schließlich droht die Unfähigkeit ihres chauvinistischen Produzenten David den Pitch ihres neuen Filmprojektes vor die Wand zu fahren.

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Festival in Cannes 2012: die junge Regisseurin Isabell Šuba ist mit einem Kurzfilm vertreten. Eigentlich ein Grund zur Freude, aber schon mit der Ankunft beginnt aber der Ärger. Šubas Produzent, ein verpeilter Chauvinist, hat sichtlich andere Erwartungen als die Regisseurin, auf welche Art das Festival zu nutzen sei. Er lässt auf dem Weg den er mit der, wie er bei jeder unpassenden Gelegenheit nicht müde zu betonen wird, „lesbischen Regisseurin“ geht, keine Fettnäpfchen unbetreten vorüber ziehen. Partys wollen gefeiert werden, oder besser genutzt? Ein Interview endet desaströs, eine Möglichkeit ein neues Projekt zu pitchen wird erst verzweifelt gesucht und dann grandios gegen die Wand gefahren. Der film- wie geschlechterpolitisch schwelende Konflikt zwischen Regisseurin und Produzent eskaliert gern gerade dann, wenn es darum ginge gemeinsame Projekte nach außen zu vertreten.
Die Isabell des Films ist aber in Wirklichkeit die Schauspielerin Anne Haug, ihr Produzent der Schauspieler Matthias Weidenhöfer, eine Arte Redakteurin spielt sich selbst, allerlei Festivalleute, Journalisten usw. sind, wer sie sind. Isabell Šubas Film ist eine ins groteske gelesene Momentaufnahme des Festivalbetriebs.
Šuba hatte zuvor CHICA XX MUJER gedreht, der sich damit beschäftigte wie junge Frauen in Venezuela die Riffe des Schönheitsdiktats navigieren. Als sie damit 2012 zum Filmfestival in Cannes eingeladen wurde, beschloss sie kurzerhand die Gelegenheit zu nutzen um ihren ersten langen Spielfilm zu drehen. Sie verlieh ihre Identität an die Schauspielerin Haug, die während des Festivals bei allen offiziellen wie inoffiziellen Gelegenheiten als Šuba auftrat, die wiederum selbst als Filmstudentin und dokumentarisch mitreisende Praktikantin akkreditiert war. Es war just das Jahr, in dem kein einziger Beitrag einer Regisseurin in den Wettbewerb des Festivals geladen war, was Fragen, die die Filmemacherin ohnehin umtrieb, nochmal drastisch zuspitze. Bei dem Guerilladreh ist eine ebenso unterhaltsame wie instruktive, charmant rotzige und in jedem Fall sehenswerte Intervention in die Filmfestivalpolitik herausgekommen.

Sebastian Markt

Details

Deutschland 2013, 83 min
Sprache: Deutsch
Genre: Satire
Regie: Isabell Šuba
Drehbuch: Isabell Suba, Lisa Glock
Kamera: Johannes Louis
Schnitt: Clemens Walter
Musik: Hector Marroquin
Verleih: MISSING FILMS
Darsteller: Anne Haug, Matthias Weidenhöfer, Eva Bay
FSK: oA
Kinostart: 14.08.2014

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