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Luise

Kammerspiel nach D.H. Lawrence

Kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs nimmt die junge Luise auf dem elsässischen Hof ihrer verstorbenen Eltern die Französin Hélène und den deutschen Deserteur Hermann auf. In der Abgeschiedenheit wächst ein Abhängigkeitsverhältnis aus Zuneigung und Feindschaft, Liebe und Sexualität, Verachtung und Verrat.

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Im Oktober 1918, kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs, lebt die junge Luise (Luise Aschenbrenner) allein auf dem elsässischen Hof ihrer verstorbenen Eltern. Das kleine Wohnhaus liegt auf Deutschem Reichsgebiet, direkt an dem deutschen Symbol schlechthin: dem Wald, den die Kamera, untermalt von bedrohlichen Streicherklängen, immer wieder einfängt. Das Kriegsgeschehen ist zwar nie zu sehen, doch die hinter den Bäumen lauernde Gefahr ist allgegenwärtig. Als die Französin Hélène (Christa Théret), gefolgt von dem bewaffneten deutschen Deserteur Hermann (Leonard Kunz) in Luises Haus auftaucht, entscheidet sich die gläubige Christin, die beiden bei sich aufzunehmen. Schon bald geraten die drei in der Abgeschiedenheit in ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis aus Zuneigung und Feindschaft, Liebe und Sexualität, Verachtung und Verrat. Ein Fuchs, der Hühner reißt, erscheint als Vorbote des drohenden Unglücks.
Inspiriert von D. H. Lawrences Roman The Fox (1922) inszeniert Regisseur Matthias Luthardt, der französische Literatur studierte und zeitweise in Frankreich lebte, eine kammerspielartige, sich immer mehr zuspitzende Geschichte. Die Protagonistin mit dem deutsch-französischen Namen Luise, Tochter einer Elsässerin und eines Franzosen, spricht Deutsch, Französisch und Elsässisch und fungiert in ihrem Mikrokosmos, in dem der Film ausschließlich spielt, als Vermittlerin zwischen den Feinden, für die Hélène und Hermann, die sich nicht verständigen können, stellvertretend stehen. Mit LUISE legt Luthardt 60 Jahre nach Unterzeichnung des Élysée-Vertrags einen klugen, in deutsch-französischer Koproduktion entstandenen Film über nationale, aber auch sexuelle Identität(en) vor, der aus deutscher wie aus französischer Perspektive funktioniert und dessen immer emanzipiertere Protagonistin Luise sich nie unüberlegt auf eine Seite schlägt.

Stefanie Borowsky

Details

Deutschland/Frankreich 2023, 95 min
Genre: Drama, Historienfilm, Romance
Regie: Matthias Luthardt
Drehbuch: Sebastian Bleyl, Matthias Luthardt
Verleih: Edition Salzgeber
Darsteller: Luise Aschenbrenner, Christa Théret, Leonard Kunz
Kinostart: 31.08.2023

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