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Los Perros

Erbin mit Hunden

LOS PERROS von Marcella Said ist ein wütender Film über die Erbinnen-Generation des chilenischen Faschismus.

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LOS PERROS von Marcella Said ist ein Film über die Erbinnen-Generation des chilenischen Faschismus. Mariana ist 42 und sehr reich. Die Männer um sie herum behandeln sie abwechselnd wie ein Kind, eine Idiotin oder wie eine Pracht- und Zuchtstute. Ihr Großvater hat ihr zwar einen Teil des Besitzes übertragen – vermutlich aus steuerlichen Gründen – schließt sie aber von wichtigen Sitzungen aus. Ihr Mann kommandiert sie herum, ihr Reitlehrer betatscht ihre Schenkel und ihren Bauch, und gibt ihr auch mal einen Hieb mit der Peitsche, wenn sie nicht spurt. Mariana hat sich eines dieser hyperweiblichen Dauerlächeln antrainiert, das man auch von den hiesigen Verena Bahlsens kennt, und einen dauererotisierten Blick, der zugleich anziehen und abweisen soll, ein Teil Flirt, ein Teil Abwehr, ein Teil Selbstinfantilisierung. Als Spielzeug hat sie einen Hund und eine Galerie, in der sie am liebsten Hundestatuen und Hundebilder ausstellt. Die Gemälde des chilenischen Malers Guillermo Lorca liebt sie besonders. Der malt kleine Mädchen, die von Jagd- und Bluthunden umgeben sind, oft blutverschmiert, immer erregt. Sie beginnt eine Affäre mit ihrem wesentlich älterem Reitlehrer – Prachtstuten werden immerhin wertgeschätzt – muss allerdings herausfinden, dass dem gerade ein Prozess wegen Massenmords als Pinochet-Oberst anhängt. Das ist ein Problem, zumal die Morde unter Mithilfe, wenn nicht im Auftrag ihres Großvaters geschahen. Wer darauf hofft, dass Mariana sich nun entschlossen auf die Seite der Opfer schlagen würde, wird enttäuscht. Sie lässt sich vom Oberst lecken, während eine Hundestatue auf dem Tisch steht, fragt zwar hier mal nach und ist an sich auch ganz interessiert, das Super-Gewinnerinnen-Lächeln wird allmählich schmaler und weicht einer auch nach außen sichtbaren Depression, aber am Ende sterben vor allem die Hunde. Ein wütender Film.

Hannes Stein

Details

Originaltitel: Los perros
Frankreich/Chile 2017, 94 min
Genre: Drama
Regie: Marcela Said
Drehbuch: Marcela Said
Kamera: Georges Lechaptois
Schnitt: Jean de Certeau
Verleih: Cine Global
Darsteller: Antonia Zegers, Alfredo Castro, Alejandro Sieveking, Rafael Spregelburd
Kinostart: 06.06.2019

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