Neue Notiz
Bilder (m)einer Mutter
Annäherung an eine Generation
Wie findet man als Frau zu sich selbst gefangen im Zwiespalt zwischen Sicherheit Selbstverwirklichung?
Als die israelische Soziologin Orna Donath 2015 ihre Studie „Regretting Motherhood“ vorstellt, löst sie damit in Deutschland eine kontroverse Debatte aus. Mütter, die ihr Muttersein öffentlich bereuen, sich heute gegen Kinder entscheiden würden: für viele ein Tabubruch. In BILDER (M)EINER MUTTER spürt Melanie Lischker dem Lebensweg ihrer 1953 geborenen, früh verstorbenen Mutter nach, die für die Familie auf eigene Pläne verzichtete und nie in der Mutterrolle aufging. Aus Super-8- und Videoaufnahmen des Vaters, Tagebucheinträgen der Mutter und Gesprächen mit Vater und Bruder – den ersten über das innerfamiliäre Tabu – kreiert die Regisseurin einen berührenden Film.
Anfang der 1970er verlieben sich Melanies Eltern Gabi und Thomas in einer bayerischen Kleinstadt ineinander. Gabi, die sich in ihrem spießbürgerlich-beengten Elternhaus nicht wohlfühlt und ihre Liebe zur Kunst nicht entfalten kann, lacht glücklich in Thomas’ Kamera, schreibt hoffnungsfroh in ihr Tagebuch und wünscht sich, endlich 21 – volljährig – zu sein. Doch schon bald legen sich Schatten auf Gabis Träume. Ihr Studium entpuppt sich als Enttäuschung, die Ehe bringt nicht die ersehnte Freiheit. Während Thomas sich unbeirrt eine Karriere aufbaut, hadert Gabi. „Ich will eigentlich noch ein bisschen für mich allein glücklich sein“, schreibt sie – und bekommt wenig später Tochter Melanie.
Melanie Lischker bettet den Lebensweg ihrer Mutter in die Zeitgeschichte ein und beleuchtet Einschränkungen, die damals für Frauen galten. Mit BILDER (M)EINER MUTTER gelingt ihr eine so persönliche wie politisch relevante Annäherung an eine Generation von Frauen, für die Gabis Geschichte exemplarisch steht und denen es die patriarchalische Gesellschaft schwer machte, sich fernab der Hausfrauen- und Mutterrolle selbst zu verwirklichen.
Originaltitel: Bilder meiner Mutter – Life on Tape
Deutschland 2021, 78 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Melanie Lischker
Drehbuch: Melanie Lischker
Schnitt: Mechthild Barth, Melanie Lischker
Musik: Freya Arde, Jens Heuler
Verleih: Koberstein
FSK: oA
Kinostart: 25.11.2021
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