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Letzter Abend

Clemens und Lisa werden von Hannover nach Berlin ziehen und veranstalten in der schon leeren Wohnung eine Abschiedsfeier. Was als netter Abend geplant war, läuft aus dem Ruder und legt die Brüche in der Beziehung frei.

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Es hätte ein schöner Abend werden können. Lisa (Pauline Werner) und Clemens (Sebastian Jakob Doppelbauer) hatten alles geplant: Ein gemütliches Essen im kleinen Kreis, kurz vor ihrem Umzug von Hannover nach Berlin. Nur mit den engsten Freunden, versteht sich. Der Schrecken des ersten Corona-Lockdowns liegt noch in der Luft. Aber davon abgesehen ist das Timing perfekt. Zeit für einen Neubeginn und ein guter Grund, anzustoßen auf Lisas neuen Job als Neurologin an der Charité. Am Tag selbst läuft es dann nicht ganz so rund. Erst bekommt Lisa im Supermarkt nur Büffelmozzarella statt Burrata, dann reißt Clemens die Einkaufstüte mitten im Hof. Als ihn anschließend auch noch die Rucksacktouristin Valerie (Isabelle von Stauffenberg) vor dem Haus aufhält, ist das Paar mit den Vorbereitungen schon viel zu spät dran. Dann sagt als erster ein Freund von Clemens ab, kurz darauf macht Lisas beste Freundin einen Rückzieher. Nebenbei ist die Lasagne im Ofen verbrannt.
Regisseur Lukas Nathrath schafft ein Horrorszenario, das alltäglicher nicht sein könnte. Auch die Gäste, die schließlich zum Essen erscheinen, bieten jede Menge Konfliktpotential. Geheimnisse werden gelüftet, Beziehungen gehen zu Bruch, lange schwelende Konflikte werden ausgetragen. All das spielen Narath, Doppelbauer, der auch am Drehbuch beteiligt war, und das Ensemble in improvisierten Szenen. Die Spontanität der Gespräche macht das Drama lebendig, auch wenn die Dialoge nicht immer so natürlich klingen, wie sie sollen. Umso geschickter bewegt Philip Jestädt die Kamera: Manchmal wirkt sie wie ein Vertrauter, manchmal wie ein Eindringling. Am Stärksten ist der Film, wenn er spät nachts zur Ruhe kommt, und das gebeutelte Paar einem unsicheren Morgen entgegensieht.

Pamela Jahn

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