Neue Notiz
Das Imperium
(Festivalkritik)
Das französische Küstendörfchen, in dem Bruno Dumonts neuester Film L‘ EMPIRE spielt, könnte kaum langweiliger sein. Jony fährt wie jeden Tag zum Fischen mit seinem Boot raus, und am Strand genießt Line, daß sie ganz allein ...
(Festivalkritik)
Das französische Küstendörfchen, in dem Bruno Dumonts neuester Film L‘ EMPIRE spielt, könnte kaum langweiliger sein. Jony fährt wie jeden Tag zum Fischen mit seinem Boot raus, und am Strand genießt Line, daß sie ganz allein ist, und sich nackt sonnen kann. Als sich die beiden begegnen, scheint sich erst ein Flirt anzubahnen, aber dann zeigt sich, dass im Geheimen große Dinge im Gang sind: Jony ist eigentlich der Prinz einer außerirdischen Rasse, den Nullern, die alles Düstere und Negative im Menschen fördern, und sein kleiner Sohn wird als Antichrist irgendwann die Apokalypse einleiten. Ihnen gegenüber stehen die Einser, als Dorfjugend getarnte Engel, die bis zum großen Endkampf schon einige Nuller mit ihrem Lichtschwert geköpft haben. Aber als Nächstes wollen sie Jonys Sohn in ihre Gewalt zu kriegen, denn dies könnte die finale Schlacht um die Welt entscheiden.
Wobei der Antichrist nur am Anfang wichtig ist. Viel mehr Filmzeit nehmen die Aktionen der Agent*innen beider Seiten ein, die zwischen Angriffen und Ablenkungsmanövern über die metaphysische Ebene ihres Krieges philosophieren, auf Pferden reiten oder erforschen, wie sich der Sex mit einem Feind anfühlt. Fernab von den grimmigen Weltuntergängen der Marvel/DC-Filme, steuert die Erde bei Dumont recht skurril und etwas verpeilt auf ihr Ende zu. Die Besetzung aus Laiendarsteller*innen und Schauspielveteran*innen ist sich für ausgedehnte Albernheiten nicht zu schade, und für das Design der Weltraumstationen stand unter Anderem die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Pate. Was das alles soll, ist natürlich eine Frage, die nicht gestellt werden darf. L’EMPIRE steht irgendwo zwischen Bibel, STAR WARS und Clownerie und bietet im Wettbewerb eine amüsante Auszeit von seriöserer, schwererer Kost.
Originaltitel: L'Empire
Frankreich/ Deutschland/ Italien/ Belgien/ Portugal 2024, 110 min
Sprache: Französisch
Genre: Science Fiction, Komödie
Regie: Bruno Dumont
Drehbuch: Bruno Dumont
Kamera: David Chambille
Schnitt: Desideria Rayner, Bruno Dumont
Verleih: filmgalerie 451
Darsteller: Camille Cottin, Lyna Khoudri, Fabrice Luchini, Anamaria Vartolomei, Bernard Pruvost
Kinostart: 07.11.2024
Vorführungen
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