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Leid und Herrlichkeit

Sehr zart und persönlich

Salvador Mallo war einst ein gefeierter Regisseur, nun kämpft er nach einer Vielzahl von Krankheiten gegen seine Depression an. Die Wiederaufführung eines frühen Werks holt ihn aus seiner Schaffenskrise.

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Eindeutig ein Almodovar. Da ist dieses satte Rot. Da sind diese exquisit eingerichteten Innenräume, in denen die Kaffeetasse mit dem rotlackierten Küchenschrank harmoniert, und der wiederum mit dem türkisfarbenen Sofa. Da sind die würdevollen, stilsicheren Frauen jeden Alters, die den melancholischen Held umkreisen. Und da ist eine Art Geschichte, die aus persönlichen Vorlieben montiert scheint, seien es Farben, Stoffe, Freunde, Anekdoten, Kunst & Literatur, Erinnerungen oder Beschwerden. Im Mittelpunkt von Almodovars neuestem Film steht Salvador Mallo (Antonio Banderas), einst ein gefeierter Regisseur, nun nach einer Vielzahl von Krankheiten und Beschwernissen – die er in einer absurden animierten Sequenz alle einzeln auflistet – als Rentier unterwegs, der gegen seine Depression ankämpft und seine Medikamente akribisch zu Staub mörsert, weil er sie sonst nicht schlucken kann.
Salvador scheint an einem Ende angekommen und blickt vor allem zurück in seine Kindheit in den 60er Jahren, die arm, aber auch behütet und sonnig war. Doch inmitten all der Verzweiflung und Erinnerung tut sich auch etwas in der Gegenwart. Ein Auslöser ist die Wiederaufführung von Salvadors frühem Meisterwerk SABOR, die wiederum zu einer Wiederbegegnung mit seinem Schauspielerfreund Alberto Crespo (Asier Etxeandia) führt. Einst hatten sich die beiden über Albertos Heroinabhängigkeit zerstritten, nun ist Salvador selbst nicht abgeneigt. Außerordentlich kunstvoll verschachtelt Almodovar Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerungen, Anekdoten, Begegnungen und Inszenierungen, Berufliches und Privates, und fängt dabei sehr zart und sehr persönlich eine Phase der Veränderung ein. LEID UND HERRLICHKEIT beschreibt eine Reise, die in Introspektion und Verzweiflung und zurück in die Welt führt, erzählt, wie mitten im gefühlten Stillstand ganz sachte eine Bewegung entsteht.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Dolor y Gloria
Spanien 2019, 113 min
Genre: Drama
Regie: Pedro Almodóvar
Drehbuch: Pedro Almodóvar
Kamera: José Luis Alcaine
Schnitt: Teresa Font
Musik: Alberto Iglesias
Verleih: STUDIOCANAL
Darsteller: Antonio Banderas, Penélope Cruz, Raúl Arévalo, Cecilia Roth, Leonardo Sbaraglia
FSK: 6
Kinostart: 25.07.2019

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