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Learning to Drive – Fahrstunden fürs Leben

Philosophisches Einparken mit Ben Kingsley

Die erfolgreiche New Yorker Literaturkritikerin Wendy wird nach zwanzig Ehejahren von ihrem Mann Ted verlassen. Das Selbstbild der emanzipierten, selbstbestimmten Frau gerät ins Wanken. Um dagegen anzukämpfen, beschließt sie, endlich Autofahren zu lernen, und gerät an den gläubigen Sikh Darwan als Fahrlehrer.

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Nach über zwanzig Ehejahren wird Wendy (Patricia Clarkson) von ihrem Mann Ted (Jake Weber) für eine andere Frau verlassen. Bis hierhin führte sie das scheinbar perfekt-emanzipierte Leben der modernen Frau: Familie, eine Tochter auf dem College, ein großes Haus in Manhattan und eine Karriere als Literaturkritikerin, mit der sie erfolgreicher war als ihr Mann. Und doch fällt ihr Selbstbild nach der Scheidung wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Um dagegen anzukämpfen, beschließt sie, endlich Auto fahren zu lernen. Der Führerschein steht symbolisch für das Quäntchen Unabhängigkeit, das während ihrer Ehe zur vollständigen Selbstbestimmtheit gefehlt hat. Anstatt Therapie gibt es Fahrstunden. Denn die Ratschläge ihres Fahrlehrers erweisen sich nicht nur als Achtsamkeitsübungen mit entspannender Wirkung, sondern geradezu als philosophische Lebensweisheiten. Letztendlich hat sie damit jedoch ihren Ehemann nur durch einen anderen Mann ersetzt, der ihr sagt, wo es lang geht.
Isabel Coixets Film basiert auf dem gleichnamigen Essay der US-amerikanischen Feministin Katha Pollit, den The New Yorker im Juli 2002 abdruckte. War der Fahrlehrer hier noch philippinischer Abstammung, ist er im Film der Inder Darwan (Ben Kingsley). Bei den Fahrstunden trifft der tief-religiös verwurzelte Lebensstil des gläubigen Sikh mit Turban und markantem Bart auf die Mondänität der New Yorkerin Wendy. Außerdem prallen zwei absolut entgegengesetzte Vorstellungen von Ehe aufeinander. Die Liebesheirat der New Yorkerin ist gescheitert, die arrangierte indische Verbindung droht an der nicht vorhandenen Zuneigung zu zerbrechen. Zwar verkneift sich die Regisseurin hinter einem für romantische Komödien obligatorischen Happy End eine direkte Meinung zum „besseren“ Lebensentwurf, trotzdem plädiert LEARNING TO DRIVE für mehr Spiritualität in unserer modernen Gesellschaft.

Nina Linkel

Details

Originaltitel: Learning to Drive
USA 2014, 105 min
Genre: Drama, Komödie, Liebesfilm
Regie: Isabel Coixet
Drehbuch: Sarah Kernochan
Kamera: Manel Ruiz
Schnitt: Thelma Schoonmaker, Keith Reamer
Musik: Dhani Harrison, Paul Hicks
Verleih: Alamode Filmverleih / Koch Media
Darsteller: Patricia Clarkson, Ben Kingsley, Jake Weber, Sarita Choudhury, Grace Gummer
FSK: oA
Kinostart: 06.08.2015

Website
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