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La casa lobo

Fantasmagorisches Horrormärchen

Eine dubiose Sekte, ein Haus im Wald, der böse Wolf. Animierte chilenische Neuinterpretation von „Rotkäppchen und der böse Wolf“.

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Körnige Bilder von Kühen und Feldern, von fröhlich aber gefasst dreinblickenden Menschen in altmodischer Tracht und eine freundlich klingen wollende Stimme eines älteren Mannes, die erklärt, auf Spanisch und mit deutschem Einschlag, dass man mit dem Film, der jetzt folgt, etwas zurechtrücken möchte in der Sicht auf eine Gemeinschaft, die sich, so der Erzähler „schrecklichen Gerüchten“ ausgesetzt sieht. Was folgt ist das Märchen von dem Mädchen Maria, die davonlief, und im Wald in einer Hütte Zuflucht findet, mit zwei Schweinen als Gefährten.
Cristóbal León und Joaquín Cociña haben an LA CASA LOBO, der überwiegend in Stopptrick Technik animiert ist, über fünf Jahre lang gearbeitet, vorwiegend in wechselnden Galerie- und Ausstellungsräumen, als öffentlichem Prozess. Die Erzählung des Films spielt auf die Colonia Dignidad an, einer von Deutschen in Chile gegründeten Sekte, die in den letzten Jahren vor allem für ihr autoritäres Missbrauchsregime und ihre enge Kooperation mit der Pinochet-Diktatur bekannt geworden ist.
Aus den Anklängen an allzu reale Schrecken, Fabeln und Geschichten strickt die fantasmagorische Animation ein Horrormärchen, in einer einzigen flickernden, wabernden, raschelnden und zitternden Bewegung, die das Haus nie mehr verlässt, in der Dinge zum Leben erwachen und Lebewesen dinghaft werden und alle Grenzen ständig im Fluss sind, zwischen lebendig und tot, zwischen drinnen und draußen, zwischen bizarrer Schönheit und furchteinflößenden Abgründen. Die Parabel, die schillernd lesbar bleibt, auf die abstruse Sekte, auf chilenische Politik und auf repressive Domestizität, geht irgendwann zu Ende. Der Schrecken, der unheimlich ist, gerade weil er sich aus dem speist, was vertraut ist, besteht fort.

Sebastian Markt

Details

Chile 2018, 75 min
Genre: Animation, Drama, Horror
Regie: Cristóbal León, Joaquín Cocina
Drehbuch: Cristóbal León, Joaquín Cocina
Kamera: Cristóbal León, Joaquín Cocina
Verleih: Arsenal Institut
Kinostart: 04.04.2019

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