Ein Papagei plappert Parolen aus der Nazizeit – klingt komisch? In Christian Werners kluger, hintergründiger Tragikomödie KOMMT EIN VOGEL GEFLOGEN, prominent besetzt mit Ulrike Krumbiegel und Hans Löw, verursacht ein gesprächsfreudiger Gelbbrust-Ara jedenfalls ein ansehnliches Chaos. Tierheimleiterin Birgit Singer (Britta Hammelstein) ist im Stress. Dem Tierasyl droht die Schließung, ihr Mann Nathan (Hans Löw) schreibt seit Ewigkeiten an seiner Doktorarbeit und die gemeinsame Tochter Sarah (Pola Friedrichs) stottert und weigert sich, in den Kindergarten zu gehen, weil die anderen Kinder sie ausgrenzen. Als Gelbbrust-Ara Marlene nach dem Tod ihres NS-affinen Besitzers statt im überfüllten Tierheim bei den Singers landet, verliebt sich die kleine Sarah unsterblich in den seltsamen Vogel und hört in Marlenes Gegenwart sogar fast auf zu stottern. Ausgerechnet da kündigen sich die jüdischen Großeltern (Ulrike Krumbiegel, Michael Wittenborn) an, um endlich ihr Enkelkind kennenzulernen. Als noch dazu ein sensationsgieriger Lokaljournalist und ein misstrauischer Nachbar von dem Piepmatz und seinen Sprüchen Wind bekommen, eskaliert die Lage.
Regisseur Christian Werner inszeniert nach dem Drehbuch von Stefanie Fies eine durch einen realen Fall inspirierte Geschichte. Vor Jahren tauchte in einem bayerischen Tierheim ein Papagei auf, der Hitler imitierte – und wegen des drohenden Straftatbestandes der Volksverhetzung nicht vermittelt werden durfte. Der Fall um das artengeschützte Tier endete in einem Rechtsstreit. Werner und Fies entlarven in KOMMT EIN VOGEL GEFLOGEN eine Gesellschaft, die sich politisch korrekt verhalten möchte, aber die wahren Probleme aus dem Blick verliert und stattdessen ein unschuldiges Tier für die jeweilige politische Position instrumentalisiert.

Stefanie Borowsky