Neue Notiz
Kleine Germanen
Hermetisches Weltbild
Der Dokumentarfilm KLEINE GERMANEN interviewt Vertreter der Neuen Rechten und fragt, wie rechte Ideologie innerhalb von Familien weiter gegeben wird.
Deutschland 1974: Eigentlich macht es Elsa gar nichts aus, dass ihre Eltern immer beschäftigt sind und meistens Opa auf sie aufpasst. Am liebsten spielt sie mit ihm Schlachten gegen die Rote Armee nach. Oder er liest ihr Geschichten über „Ungeziefer“ vor. Wenn die beiden wandern gehen, erinnert sie Opa daran, dass eine deutsche Soldatin keinen Schmerz kennt. Als Erwachsene wird Elsa beim Treffen einer nationalistischen Bewegung ihren Mann kennenlernen, mit ihrer Familie aufs Land ziehen, und fernab der Großstadteinflüsse, das, was Opa ihr beibrachte, an ihre eigenen Kinder weitergeben. Bis Elsas Mann ins Gefängnis muss, und sie alles, was sie ihr ganzes Leben als gegeben sah, in Frage stellt. Es sind ihre Kinder, die den Anstoß zu ihrer Kehrtwende liefern.
Elsas Leben wird in einer wasserfarbenen Animation erzählt, die den Einfluss der frühkindlichen Erziehung auf das erwachsene Weltbild betont. Im letzten Drittel verfällt die Geschichte dann allerdings in recht grobe, vertraute Muster und zeichnet Elsa als Opfer eines tyrannischen Ehemanns, anstatt sich genauer mit den Veränderungen die sie innerlich durchläuft, zu beschäftigen. Interessanter sind dazwischen geschnittene Interviews mit Repräsentant*innen der Neuen Rechten, die von der Sehnsucht nach einer gefühlt unbeschwerten Kindheit erzählen, und davon, wie eine durch Härte und Disziplin charakterisierte Erziehung ihren eigenen Kinder etwas Ähnliches ermöglichen soll. Vieles von dem, was sie tun, ist laut Götz Kubitschek, Geschäftsführer des rechten Antaios-Verlages, irrational, und tatsächlich sind die Ansichten zum Beispiel zur christlichen Religion bei Martin Sellner und der „hauptberuflichen Mutter und Angeklagten“ Sigrid Schüßler direkt gegensätzlich. Was allen aber gemein ist, ist eine korrosive Härte gegen sich selbst, die eigenen Kinder und „den Feind“.
Deutschland/Österreich 2019, 85 min
Sprache: Deutsch
Genre: Dokumentarfilm, Animation
Regie: Frank Geiger, Mohammad Farokhmanesh
Drehbuch: Frank Geiger, Mohammad Farokhmanesh
Kamera: Ingo Dannecker
Musik: Siegfried Friedrich
Verleih: Little Dream Entertainment
FSK: 12
Kinostart: 09.05.2019
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