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Judy

Träume? Die hatte ich mal.

Renée Zellwegger spielt Judy Garland am Ende ihrer Karriere mit vollem Einsatz auf dem schmalen Grat zwischen Hochspannung und Kontrollverlust.

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JUDY erzählt von den letzten Tagen Judy Garlands. Garland (Renée Zellwegger) tingelt mit ihren zwei Kindern im Grundschulalter über drittklassige Bühnen und wohnt in erstklassigen Hotels, in denen sie dann die Zeche prellt. Niemand will sie mehr, zu schwierig, zu fertig, zu unzuverlässig, zu alkoholkrank. „Träume? Die hatte ich mal, sie haben mir fürchterliche Kopfschmerzen gemacht!“ Judys Existenz hängt an einem seidenen Faden und sie weiß das, kann aber nicht aus ihrer Haut. Wenn ihr jemand blöd kommt, teilt sie aus, sonst auch. Renée Zellwegger spielt die Frau, die am Ende ihrer Weisheit ums Überleben und ums Sorgerecht kämpft, mit vollem Einsatz auf dem schmalen Grat zwischen hochgradiger Anspannung und totalem Kontrollverlust. Sie ist das absolute lebendige Zentrum eines ansonsten sehr vorhersehbar erzählten Films. Ob man JUDY mag, hängt sehr davon ab, wie gerne man zwei Stunden mit Renée Zellwegger unter Hochspannung verbringen möchte. Auf einer Party lernt Judy den jungen Engländer Mickey kennen, der ihr ein Engagement in London vermittelt. Drei Monate lang soll sie als Headlinerin den Club füllen. Garland sagt widerstrebend zu und lässt ihre Kinder beim Exmann zurück. Bereits am ersten Abend findet ihre Assistentin sie betrunken im Hotel und schleift sie auf die Bühne. So geht es weiter. Während sich in der Gegenwart das Desaster immer mehr verdichtet, erzählen Musical-bunte Rückblenden vom Kind Judy Garland, dem singenden Superstar von THE WIZARD OF OZ. Wann immer die kleine Judy aus der drakonischen Routine ausbrechen möchte, pfeift das Studio sie zurück. In der Öffentlichkeit ist sie das Mädchen von nebenan, das auch mal Burger isst. Hinter den Kulissen darf sie vom Burger nicht mal abbeissen. Pillen zum Aufwachen, Pillen zum Einschlafen und Pillen zum Dünnbleiben nimmt sie auch als Erwachsene noch. JUDY zeichnet eine direkte Abwärtskurve vom Kinderstar zum Drogenwrack.

Toni Ohms

Details

Großbritannien 2019, 118 min
Genre: Biografie, Drama
Regie: Rupert Goold
Drehbuch: Tom Edge
Kamera: Ole Bratt Birkeland
Schnitt: Melanie Oliver
Musik: Gabriel Yared
Verleih: eOne
Darsteller: Renée Zellweger, Bella Ramsey, Rufus Sewell, Michael Gambon
FSK: oA
Kinostart: 02.01.2020

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