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Jallikattu – Der Zorn der Bestien

Jagdmeute

Die Jagd auf einen entkommenen Wasserbüffel wird in einem nordindischen Dorf zum Katalysator von Gewalt. Actionszenen, wilde Hatzjagden durch den verregneten dunklen Dschungel, epische Endbilder tumber Gewalt. Aber der Schrecken liegt auch in den stillen Bildern.

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JALLIKATTU beginnt mit Rhythmus. Atmen, Lichter, Frösche, Gesang, das Schneiden von Fleisch, ein Schlag ins Gesicht einer Frau. Etwas baut sich auf, etwas passiert. Und es ist nichts Gutes. In dem kleinen Dorf in der indischen Provinz soll ein Wasserbüffel geschlachtet werden. Das Fleisch ist bereits unter der Dorfgemeinschaft aufgeteilt. Doch der Bulle entkommt im letzten Moment und läuft verstört durch Straßen und über Plantagen, eine Spur der Verwüstung hinter sich lassend. Kinder und Frauen werden in den Häusern in Sicherheit gebracht und die Männer machen sich auf, das Tier zu jagen. Familienfehden, Machenschaften, Liebschaften und Feindschaften befeuern die eh schon auf Zorn getrimmten Emotionen. Ein Held muss her, die Misere zu beenden. Beweisen wollen sich viele. Männer aus den umliegenden Dörfern schließen sich der Verfolgung an und die Jägersmeute wird größer und unverhältnismäßiger. Längst geht es nicht mehr darum, das Tier von weiterem Wüten abzuhalten. Es geht auch nicht ums Fleisch. Etwas muss sich entladen.

Wo im klassischen Tier-Horrorfilm Haie, Vögel oder Anakondas zu blutdurstigen Monstern werden, setzt JALLIKATTU auf subtileres Grauen und den Menschen. Es gibt gute Actionszenen, wilde Hatzjagden durch den verregneten dunklen Dschungel, epische Endbilder tumber Gewalt. Aber der Schrecken liegt auch in den stillen Bildern. Blut im Schlamm. Ein Hufabdruck über dem eines Fußes. Das Gesicht eines Toten in Panik erstarrt. Die bildgewaltige Inszenierung des indischen Oskar-Beitrags 2020 und die treibend rhythmische Soundgestaltung, machen JALLIKATTU zu einem fesselnden Mix aus Kunstfilm und Horrorgenre. Seine Botschaft jedoch ist eindeutig: Die wahre Bestie bleibt der Mensch.

Clarissa Lempp

Details

Originaltitel: Jallikattu
Indien 2019, 95 min
Genre: Thriller, Drama
Regie: Lijo Jose Pellissery
Drehbuch: Hareesh S., R. Jayakumar
Kamera: Girish Gangadharan
Schnitt: Deepu Joseph
Musik: Prashant Pillai
Verleih: drop-out Cinema
Darsteller: Antony Varghese, Chemban Vinod Jose, Sabumon Abdusamad, Jaffer Idukki, Santhy Balachandran
FSK: 16
Kinostart: 23.09.2021

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