Im Keller eines typischen amerikanischen Vorort-Hauses liegt eine blutige Leiche, neben dem Körper ein leeres Einmachglas. Was auch immer das Glas beinhaltete ist verschwunden. Die indisch-amerikanische Teenagerin Tamira (Mohana Krishnan) schleppt das gleiche Glas kurz darauf in die High School Cafeteria. Sie sieht reichlich aufgelöst aus, im aus RINGU bekannten Look mit leeren Augen und strähniger Frisur. Ihre einst beste Freundin Samidha, genannt Sam (Megan Suri), will mit Tamira nichts mehr zu tun haben und nur Amerikanerin sein. Die peinliche, den Hindu-Traditionen folgenden Ex-BFF steht auch Sams Crush auf den netten Schul-Halbgott Russ im Wege. Die Lehrerin Joyce bittet Samidha dennoch, mit Tamira zu sprechen, und die kann ihr gerade noch erzählen, dass irgendwas Böses im Glas lebt, bevor es zerbricht und Tamira auf mysteriöse Weise verschwindet. Sam muss sich mit ihrer Tradition auseinandersetzen, denn der böse Geist entstammt der Hindu-Mythologie: ein menschenfleischfressender Pishacha, der von Traurigkeit herbeigerufen wird.
Bishal Duttas Film benutzt die Hindu-Mythologie ähnlich wie etwa DER EXORZIST den Katholizismus. Mantras helfen wie christliche Gebete, und sexuelles Begehren wird bestraft. Erstaunlich ist, dass Dutta seine Geschichte von Jugendlichen, die mit kulturellen Traditionen zu kämpfen haben, hier ganz aus der konservativen Perspektive erzählt. Ob das Duttas Vorliebe für klassischen Horror entspringt, oder, wie einige indisch-amerikanische Kritiker*innen andeuten, im Kontext der international wachsenden rechten Hindutva-Bewegung verstanden werden muss, lässt sich aus meiner hier relativ ahnungslosen Perspektive kaum beurteilen. IT LIVES INSIDE ist offensichtlich ein Debütfilm und eher wegen seiner ungewöhnlichen Motive interessant als wegen des Horror-Faktors.

Tom Dorow