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Im Land der Wölfe

Angenehm ruhig

Angenehm ruhiger Dokumentarfilm über die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland.

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Wölfe vor einer Wildtierkamera. Oder sind es Füchse? Sie wirken so klein. Ein, zwei Schnitte weiter ein „Totfund“. Der verendete Wolf (canis lupus) liegt neben einer Straße. Es ist nicht der erste, der seit der Rückkehr des Wolfs von einem Wagen erfasst wurde. Mehr als 360 Totfunde hat es seit 1991 gegeben, weiß das Lupus Institut für Wolfsmonitoring und -forschung mit Sitz in Sachsen. Immer wieder greift diese, auf angenehme Art ruhige, durchweg um Sachlichkeit bemühte Doku auf die Expertise des Instituts zurück. Großes Thema des Films: die Wiederbesiedlung Deutschlands durch den Wolf. Zur Mitte des vorletzten Jahrhunderts war dieser bei uns praktisch erledigt. Erst 2000 konnte in der Lausitz wieder eine Welpenaufzucht dokumentiert werden. Seitdem hat sich nicht nur sein Verbreitungsgebiet beständig vergrößert, auch die Diskussionen um den Wolf reißen nicht ab. Da kommt ein ruhiger Dokumentarfilm wie dieser grade recht. Wird hier doch weder der Mythos vom bösen Wolf (siehe etwa: Isegrim) bedient, noch das tatsächliche Problem negiert, vor dem manch Schäfer*in seit der Rückkehr des Raubtieres steht. Immer wieder geht es um „Herdenschutzmaßnahmen“. Vor einer gewissen Langatmigkeit (Bilder und O-Töne aus einer Expertenanhörung im Bundestag gehören dazu) schreckt Regisseur Ralf Bücheler nicht zurück. Der beeindruckende Blick durch eine Nachtsichtkamera führt vor Augen: Es gibt da draußen vor allem nachts eine Welt, in der wir Menschen so gut wie gar keine Rolle spielen. Zur nüchtern-wissenschaftlichen Stil des Films trägt bei, dass Bücheler auch unappetitliche Aspekte der Wolfsforschung zeigt: die blutige Obduktion eines Tiers, Expertenschnuppern an Wolfs-Kot. IM LAND DER WÖLFE ist eine Doku ohne Hetze. Mächtige Mähmaschinen machen am Ende ein Feld platt; Motocrossfahrer in der Natur: Homo homini lupus...

Matthias von Viereck

Details

Deutschland 2023, 102 min
Genre: Dokumentarfilm, Tierfilm
Regie: Ralf Bücheler
Drehbuch: Ralf Bücheler
Kamera: Daniel Schönauer
Schnitt: Anja Pohl
Musik: Cico Beck
Verleih: mindjazz Pictures
FSK: 12
Kinostart: 02.05.2024

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