Streng genommen müsste dieser Text mit einer Warnung vor Spoilern beginnen, denn es ist schwer über den neuen Film von Robert Rodriguez zu schreiben, ohne etwas zu verraten. Andererseits: Wenn ein Film schon HYPNOTIC heißt, dann kann man sich denken, dass hier nicht alles ist wie es scheint. Wenn da also gleich in der ersten Szene der von Ben Affleck mit gewohnt stoischer Mine gespielte Cop Daniel Rourke bei einer Psychiaterin sitzt und davon erzählt, wie vor einigen Jahren seine Tochter Minnie spurlos verschwand, dann muss man nicht jedes Wort glauben. Auch wenn alle Welt glaubt, dass Minnie längst tot ist, hat Rourke die Hoffnung nicht aufgegeben und ist dementsprechend nicht überrascht, als er einen Banküberfall zu verhindern sucht und im Schließfach, dass offenbar das Ziel des Mastermind Dellrayne (William Fichtner) ist, ein Polaroid-Foto seiner Tochter findet. „Find Lev Dellrayne“ steht auf dem Foto und bei Hinweisen auf Polaroids muss man unweigerlich an welchen Film denken? Genau: Christopher Nolans MEMENTO, der wie viele andere Filme Pate bei einem Spiel mit Genremotiven gestanden zu haben scheint, mit denen Robert Rodriguez (Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Produktion) hier jongliert. Gedreht wurde in Rodriquez Home-Base Austin, viele Sets kennt man von früheren Rodriguez-Filmen, auch sein Spiel mit bekannten Motiven ist vertraut, funktioniert hier aber ausgesprochen gut. Ein bisschen Film Noir, ein wenig Mindbender, ein wenig Familiendrama: Das sind die Zutaten zu einem Genremix, der mit 90 Minuten angenehm kurz ist und somit ziemlich genau in drei Akte unterteilt ist, die die Geschichte alle halbe Stunde in eine neue Bahn lenken. Zwar nie revolutionär originell, aber mit einer spielerischen Rasanz, bei der man gerne zuschaut.

Michael Meyns