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Heute oder morgen

Berlin-à-trois

Sommer in Berlin. Maria und Niels lieben sich. Dann treffen die beiden auf Chloe. Eine Menage-a-trois, in der alles lustvoll ist. Doch dann stellt eine unerwartete Nachricht die Gefühle der drei Liebenden auf eine harte Probe.

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Es ist Sommer in Berlin. Niels und Maria leben in den Tag hinein. Viel erfährt man nicht über sie, er arbeitet in einem Café und gibt ihr manchmal Kaffee aus, sie streunt nachts mit ihren Sprayer-Freunden durch die Straßen, vermutlich studieren beide. Im Moment aber ist erstmal Sommer und sie wohnen temporär und mondän im Loft des Onkels am Landwehrkanal. Zur großen Freiheit gehört auch sexuelle Offenheit. Gleich in der ersten Szene spricht Maria einen freundlichen, amerikanischen Hipster-Künstler an einer Bar an. Später kommt Niels hinzu und schlägt einen Dreier vor. Als die Anmache dem Mann zu viel wird, macht Niels Maria verantwortlich „Du hat mal wieder übertrieben.“ Dabei war Niels mindestens ebenso aggressiv. Die große Freiheit geht, zumindest bei Niels und Maria, mit einer gewissen Kantigkeit und Ich-Bezogenheit einher, die ahnen lässt, dass sie, mit Mitte-Ende-Zwanzig, schon eine ganze Weile ohne Rücksicht auf Verluste ihr eigenes Ding machen. Sie sind zwei Jahre zusammen, heißt es im Film, aber die Beziehung fühlt sich casual an, jederzeit kündbar. Viel wird über Sex verhandelt, wenig besprochen. Hinter dem Horizont der Filmhandlung schimmert die Frage auf, was als Nächstes kommen mag. Vielleicht Chloë ? Die britische Doktorandin ist nur noch bis Ende August in der Stadt und einer Ménage-à-trois nicht abgeneigt. Das Trio zieht durch das Bermudadreieck Friedrichshain-Kreuzberg-Neukölln, bricht nachts ins Freibad ein, schaut von den Dächern Berliner Mietshäuser dem Sonnenuntergang und von der Wiese vor dem Urbankrankenhaus den Paddlern zu… Das Später scheint keine Rolle zu spielen, bis es das doch tut.

Atmosphärische Bilder, lakonische Dialoge, ambivalente, verschlossene Charaktere. Im Regiedebüt von Thomas Moritz Helm ist im Sommer der Winter zu spüren.

Toni Ohms

Details

Deutschland 2019, 93 min
Sprache: Deutsch, Englisch
Genre: Liebesgeschichte, Großstadtfilm
Regie: Thomas Moritz Helm
Drehbuch: Thomas Moritz Helm
Kamera: Stefan Neuberger
Verleih: Salzgeber
Darsteller: Paula Knüpling, Maximilian Hildebrandt, Tala Gouveia, Hans Jochen Wagner, Leonard Kunz
FSK: 16
Kinostart: 19.09.2019

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