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Heli

Im Blickfeld der Drogenmafia

Heli, ein junger Fabrikarbeiter, der sich zusammen mit seiner Frau und dem gemeinsamen Kind, seinem Vater und seiner zwölfjährigen Schwester Estela mehr schlecht als recht durchkämpft, gerät ins Blickfeld der Drogenmafia.

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Unmissverständlich schickt Amat Escalantes dritter Film HELI, der 2013 in Cannes mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet wurde, seine Botschaft voraus. Im Prolog des Films werden zwei misshandelte Männer auf einem Pick-Up durch eine vom Staub überlagerte Stadt gekarrt. In der nächsten Einstellung hängt einer der beiden mit heruntergelassener Hose an einem Brückengeländer. Ein Bild, das im heutigen Mexiko wohl kein unbekanntes ist und nur das erste in einem Drogendrama, das ohne Sentimentalität den grausamen Alltag eines entlegenen Dorfes in seine Mitte rückt.
Hier lebt Heli, ein junger Fabrikarbeiter, der sich zusammen mit seiner Frau und dem gemeinsamen Kind, seinem Vater und seiner zwölfjährigen Schwester Estela mehr schlecht als recht durchkämpft. In langen, eindringlichen Einstellungen entfaltet der Filmemacher das Leben der Familie, das zwischen Fabrikschichten und Langeweile mäandert. Nur ab und an bricht Escalante diese inszenatorische Ruhe auf und ersetzt sie durch surreal anmutende Bilder, etwa wenn Estelas Freund sie vor wüstenhafter Kulisse immer wieder hochhebt, um seine Oberarme zu trainieren.
Durch eine Dummheit von Estelas Freund gerät die Familie ins Blickfeld der Drogenmafia. Was nun folgt ist eine Tortur. Escalante zeigt keine Scheu, die Gräueltaten und Brutalitäten der Drogenkartelle in Szene zu setzen. Manche Ereignisse wiederum lässt er nur erahnen, zum Beispiel wenn Estela aus Rache entführt wird und nicht nur Heli, sondern auch die Zuschauer über ihren Verbleib im Dunkeln bleiben. Die grausamen Momente flicht Escalante nahtlos in seine hypnotische Betrachtung dieser äußerst verrohten Welt ein, einer Welt, in der der Einzelne nichts mehr bezwecken kann und ein normales Leben aussichtslos scheint.

Eileen Reukauf

Details

Mexiko 2013, 105 min
Sprache: Spanisch
Genre: Drama, Krimi
Regie: Amat Escalante
Drehbuch: Amat Escalante, Gabriel Reyes
Kamera: Lorenzo Hagerman
Schnitt: Natalia López
Verleih: temperclayfilm
Darsteller: Armando Espitia, Linda González, Juan Eduardo Palacios, Andrea Vergara
Kinostart: 18.09.2014

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