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Grace Jones: Bloodlight and Bami

High Flyin‘ Bitch

Regisseurin Sophie Fiennes bewegt sich auf der Höhe ihres Gegenstands. Kein Archivmaterial, kein Voice-over, kein biografischer Abriss. Musikstücke, in voller Länge ausgespielt. Eine Nähe zur Protagonistin, die auf eine enge Freundschaft zurückgeht.

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Auf der Bühne trägt sie eine Totenkopfmaske aus Gold. Oder eine Diskokugel als Hut. Sie hat mit ihrem Comeback 2008 hat allen Epigoninnen mal wieder gezeigt, wo Mode aufhört und Stil anfängt. Grace Jones, heute Ahnherrin des Afro-Punk, is a hurricane. Seit dem gleichnamigen Album ist sie wieder da, mit ihren Kostümen, ihrem unterkühlten Kontra-Alt, ihrer Unvorhersehbarkeit, ihrem unglaublichen, mittlerweile 69 Jahre alten Körper. Sie hat ihre Memoiren geschrieben, mit dem Titel: „Ich werde nie meine Memoiren schreiben“. Nun kommt ein Dokumentarfilm über sie ins Kino. Man darf zu Recht das Unerwartete erwarten, denn Regisseurin Sophie Fiennes bewegt sich auf der Höhe ihres Gegenstands. Kein Archivmaterial, kein Voice-over, kein biografischer Abriss. Musikstücke, in voller Länge ausgespielt. Eine Nähe zur Protagonistin, die auf eine enge Freundschaft zurückgeht. Und wenn die Kamera eigene Wege einschlägt, dann sitzt das. 10 Jahre lang haben die beiden miteinander gedreht, die Kamera ist nicht mehr spürbar. Grace Jones, auf der Bühne in Miyake gekleidet, im Film nackt. In Fernsehauftritten mit Tribal Make-up, bei ihrer Familie auf Jamaica ungeschminkt. Ihre Musik, auf den Alben fett produziert, bei den Proben reicht eine Rassel. In Luxushotels in Paris, in den dörflichen Bretterbuden bei ihrer karibischen Familie. Sie, die Maßstäbe gesetzt hat und immer noch setzt, wie man eine Bühnen-Persona erfindet und lebendig hält, die „Ikone“ mit der fast außerirdischen Präsenz, ist auch nackt, ungeschminkt, unbegleitet, zu Hause: Grace Jones. Der größte lebende Pop-Star. Ein dicker französischer TV-Produzent kriegt einen Wutanfall ab, als er leicht bekleidete Tänzerinnen um Grace Jones gruppieren will: Ich bin doch keine Puffmutter. You have to be a high flyin‘ bitch sometimes.

Jan Künemund

Details

Irland/Großbritannien 2017, 116 min
Genre: Dokumentarfilm, Musikfilm
Regie: Sophie Fiennes
Kamera: Remko Schnorr
Schnitt: Sophie Fiennes
Musik: Ivor Guest, Grace Jones
Verleih: Ascot Elite
FSK: oA
Kinostart: 25.01.2018

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