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Gloria Mundi

Arbeiterklassentragödie

Daniel wird nach 20 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Er fährt zu seiner Familie, zu der nur wenig Kontakt. Bald wachsen sich zahlreiche kleine Ereignisse zu einer großen Tragödie für die Familie aus.

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Schon Robert Guédiguians letzter Film DAS HAUS AM MEER war eine Familiengeschichte, die sich immer mehr in eine Tragödie verwandelte und schließlich mit einer großen Geste endete. GLORIA MUNDI beginnt mit einer Geburt, auch wenn der Titel auf den Tod verweist: Sic transit Gloria Mundi („So vergeht der Ruhm der Welt“).
Daniel war über 20 Jahre im Gefängnis. Jetzt wird er entlassen, kurz nachdem seine Tochter Mathilda ein Baby bekommen hat. Um die kleine Gloria zu sehen, fährt er nach Marseille zu seiner Ex-Frau Sylvie, die nachts im Krankenhaus putzt und mit dem Busfahrer Richard verheiratet ist. Die Verkäuferin Mathilda will eigentlich nichts von ihrem biologischen Vater wissen, Richard hat sie aufgezogen. Aber sie willigt ein, Daniel zu treffen, und bald wird seine Fürsorge gebraucht: Mathildas Ehemann Nico hat sich ein teures Auto gekauft, um als Uber-Fahrer zu arbeiten, und wird von feindseligen Taxifahrern zusammengeschlagen. So lange Daniel im Krankenhaus liegt, fährt Daniel die kleine Gloria spazieren. Aber bald kommen weitere kleine Katastrophen mit großen Auswirkungen auf die Familie zu.

Guédiguians Hang zur Tragödie und zum christlichen Opfermythos unterscheidet seinen Stil von materialistischeren britischen Regisseuren wie Mike Leigh oder Ken Loach. Auch Guédiguian zeigt, wie Kleinigkeiten für Menschen in prekären Arbeits- und Klassenverhältnissen gewaltige Folgen haben können. Die Passagen in Marseille porträtieren nebenbei eine Stadt zwischen Migrationskrise, Rassismus und Terrorangst – überall patrouillieren bewaffnete Soldaten. Das Finale bietet dagegen eine bewusst exzessiv theaterhafte Auflösung, so schicksalhaft und deterministisch, dass durch sie selbst die vorgeblich erreichte Rettung in Zweifel gezogen wird. Harter Stoff.

Hannes Stein

Details

Frankreich/Italien 2019, 107 min
Genre: Drama
Regie: Robert Guédiguian
Drehbuch: Robert Guédiguian, Serge Valletti
Kamera: Pierre Milon
Schnitt: Bernard Sasia
Verleih: Film Kino Text
Darsteller: Ariane Ascaride, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan, Anaïs Demoustier
Kinostart: 13.01.2022

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