Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

German Angst

Horroranthologie

Anthologie-Horror von drei der interessantesten deutschen Horrorfilmemacher. Buttgereits FINAL GIRL erzählt von der Rache eines Mädchens, in Kosakowskis MAKE A WISH geht es um einen Täter/Opfer-Rollentausch, Marschalls ALRAUNE ist eine erotische Drogenphantasie im Neo-Giallo-Stil.

Mehr

Kaum ein Film wurde in der deutschen Horrorfilmgemeinde so sehnsüchtig erwartet wie der Episodenfilm GERMAN ANGST. Die Regisseure Jörg Buttgereit, Andreas Marschall und Michal Kosakowski haben sich zusammengetan, mit einem furiosen Teaser eine Crowdfunding-Kampagne losgetreten, und die Horrorgemeinde stand ihnen sofort zur Seite. GERMAN ANGST ist ein Anthologiefilm mit zwei kürzeren Segmenten von Buttgereit und Kosakowski und einem längeren von Marschall. Buttgereits FINAL GIRL beginnt mit Großaufnahmen von Zehen, Haut, Haaren, Tierpelz - viszerale Körperbilder, die daran erinnern, dass Körperoberflächen gefährliche Zonen sind, deren Abbildung nur aus der Distanz vertraut erscheint. Über das Radio sickert ein wenig unheimliche Nachrichtenrealität aus dem realen Berlin-Horror in den Film. Während das Mädchen aus dem Off von ihrem dreibeinigen Meerschweinchen Mucki erzählt, passieren schlimme Dinge. Die Splatterszenen wirken zwar wenig inspiriert, aber Buttgereit gelingt es, eine erdrückende Atmosphäre zu schaffen. Wer will, kann FINAL GIRL auch als Kommentar zur Debatte um Exploitation und Empowerment in Rape-and-Revenge-Filmen sehen. Michal Kosakowskis MAKE A WISH ist die Geschichte eines Täter/Opfer-Rollentauschs, die konzeptuell interessanter ist, als sie im Film wirkt. Die Nazi-Gang, die hier ein taubstummes Paar überfällt, ist so glaubwürdig wie Punker-Rollen am Stadttheater. Andreas Marschall ist der stilsicherste der Regisseure. Sein Segment ALRAUNE könnte man sich gut auch als Abendfüller mit großem Budget vorstellen. Ein Neo-Giallo um Sex, Sucht und Gewalt, ähnlich elegant inszeniert wie Cattet und Forzanis AMER und THE STRANGE COLOUR OF YOUR BODY´S TEARS, aber mit einer klassischeren Storyline, die übrigens nichts mit den zahlreichen Verfilmungen des Romans ALRAUNE von Hanns Heinz Ewers zu tun hat.

Tom Dorow

Details

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.