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Freibad

Zwischen Wassereis und Aggression

Das Frauen-Freibad in Doris Dörries gleichnamiger Komödie ist eine Art Biotop, das Sommerzuhause unterschiedlichster Frauen. Zwischen bunten Badetieren und Beckenrandspringen verhandelt Dörrie aktuelle Debatten um weibliche Körper, Selbstbestimmung und Schönheitsideale.

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Das Frauen-Freibad in Doris Dörries gleichnamiger Komödie ist das Sommerzuhause unterschiedlichster Frauen. Unter einem zentral gelegenen Sonnenschirm campieren Tag für Tag die Münchener Schickeria-Veteraninnen Eva (Andrea Sawatzki als Ex-Schlagerstar) und Gabi (Maria Happel im Gucci-mit-Mops-Look). Unter den Bäumen lagert die liberale Emine (Ilknur Boyraz) mit Kind und Kegel und empört sich über ihre älteste Tochter, die Sportschwimmerin Yasemin (Nilam Farooq), die im Burkini ihre Bahnen im Becken zieht. Dem Treiben zu schauen die genervte Bademeisterin Steffi (Melodie Wakivuamina), Kassenkraft und Bodybuilderin Rocky (Lisa Wagner) und Grillmeisterin und trans Frau Kim (Nico Stank) – um nur einige Mitglieder des Aquafitnesskurs-großen Ensembles zu nennen. Es herrscht diese volatile Hochsommerstimmung zwischen Wassereis und Hitzschlag, Spaß und Aggression, und ein labiles Gleichgewicht besteht zwischen den Fraktionen. Das kippt, als eine Gruppe saudischer Schweizerinnen das Bad für sich entdeckt. Voll verschleiert okkupieren sie Evas und Gabis Schirmplatz und bald bietet Kim nur noch Lammwürstchen an. Oben ohne geht Hardcore-Feministin Eva zum „Gegenangriff“ über. Zwischen bunten Badetieren und Beckenrandspringen verhandelt Dörrie aktuelle Debatten um weibliche Körper, Selbstbestimmung und Schönheitsideale. Dabei bricht sie gerne demonstrativ mit Vorurteilen (die Bodybuilderin ist hetero etc.) und landet immer auf Seite der persönlichen Freiheit: Über das korrekte Frausein bestimmt jede Frau selbst. Auf der Plot- und Dialogebene ist das ziemlich grob geschnitzt. Sehr schön ist die Freibadatmosphäre. In bunten Wimmelbildern feiert jeder Schwenk über das Blau-Grün von Wiesen und Becken die Vielfalt von Frauen, Frauenkörpern, Frauenbildern und Frauenselbstverständnissen.

Hendrike Bake

Details

Deutschland 2022, 103 min
Genre: Komödie
Regie: Doris Dörrie
Drehbuch: Doris Dörrie, Madeleine Fricke, Karin Kaçi
Kamera: Hanno Lentz
Schnitt: Frank Müller
Musik: Anna Kühlein
Verleih: Constantin Film Verleih
Darsteller: Ilknur Boyraz, Nico Stank, Nilam Farooq, Julia Jendroßek, Andrea Sawatzki
FSK: 12
Kinostart: 01.09.2022

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