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Finding Vivian Meier

Die geheime Fotografin

Auf einer Nachlassauktion ersteigert der Sammler und Regisseur John Maloof 2005 eine Kiste mit alten Fotos von beeindruckender Qualität. Er macht sich auf der Suche nach der unbekannten Fotografin, Vivian Maier.

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Auf einer Nachlassauktion ersteigert der Sammler und Regisseur John Maloof 2005 eine Kiste mit alten Fotos. Die Bilder zeigen Straßenszenen und sind von beeindruckender Qualität. Die klare Cadrage, die pointierten Szenen und der professionelle Umgang mit Licht erinnern an die Arbeiten von Henri Cartier-Bresson, Robert Frank und Diane Arbus. Aber eine Fotografin namens Vivian Maier ist in der Kunstwelt gänzlich unbekannt. Maloof lässt nicht locker und beginnt zu recherchieren, bis er die Umrisse eines erstaunlichen Lebens zusammen hat. 1951, im Alter von 25 Jahren, zieht Vivian Maier von Frankreich nach New York. Über 40 Jahre lang arbeitet sie dort und in Chicago als Kindermädchen, in einem Job also, der es ihr erlaubt, unbehelligt in der Stadt unterwegs zu sein und Fotos zu machen. Die ihr anvertrauten Kinder schleppt sie dabei einfach mit. Ehemalige Pflegekinder erzählen von Streifzügen durch die Stadt, Besuchen im Schlachthof oder von dem Tag, als der Bruder einen Unfall hat und Maier, statt einzugreifen, daneben steht und Fotos macht. Während die einen an ihrer abenteuerlustigen Nanny hängen, berichten spätere Schützlinge Maiers von Wutanfällen und Formen von Misshandlung. Aus den Berichten entsteht das Bild einer Frau, die ihre Begabung ebenso wie ihre Privatsphäre mit Vehemenz vor den Blicken anderer hütete und die mit dem Alter zunehmend einsamer und exzentrischer wurde. Mit Hilfe von Freunden, Nachbarn, ehemaligen Arbeitgebern und dem umfangreichen Nachlass Maiers ziehen Maloof und sein Ko-Regisseur Charlie Siskel dieses Leben nun ans Licht. Man folgt ihnen mit einem leicht schlechten Gewissen – Maier selbst hätte diese Öffentlichkeit sicher nicht geschätzt – und immenser Faszination. Fast ebenso faszinierend ist dabei die Selbstinszenierung Maloofs und der Blick auf die Mechanismen der Kunstwelt, den FINDING VIVIAN MAIER bietet.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Finding Vivian Maier
USA 2013, 83 min
Sprache: Englisch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Charlie Siskel, John Maloof
Drehbuch: John Maloof, Charlie Siskel
Kamera: John Maloof
Schnitt: Aaron Wickenden
Musik: J. Ralph
Verleih: NFP marketing & distribution
Darsteller: John Maloof, Mary Ellen Mark, Phil Donahue
FSK: oA
Kinostart: 26.06.2014

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