Eine Mutter, ein Schriftsteller und zwei Social-Media Stars treffen sich im Flugzeug – könnte der Anfang eines Witzes sein – ist aber der neue Film von Hafesteinn Gunnar. Es beginnt vielversprechend: In einem Trainingsprogram wollen Menschen ihre Flugangst überwinden. Ein Probeflug nach Island soll der Abschluss des Kurses sein. Während den Figuren des Films teils Substanz zugestanden wird, bleibt die Protagonistin Sarah (Lydia Leonard) vor allem eins: eine Mutter. Sie will zu ihrer Familie, weswegen sie lernen muss, ohne Angst zu fliegen.
Am stärksten ist FEARLESS FLYERS dabei im engen Raum des Flugzeuges. Hier kann all die Panik und Ekstase der Passagiere filmisch ausgelebt werden. Doch nur kurz erlaubt der Film dem Publikum diesen Rausch, bis das Flugzeug im Sturm in Island landet. Während die gestrandeten Reisenden im Schnee stecken bleiben, verläuft der Film sich im Sand. Die vielversprechende Prämisse dient nur noch als Ausrede, um das Ensemble an einem Platz zuhalten, an dem der Film nicht so richtig etwas mit ihnen anzufangen weiß. Selbstbewusst unterlegt Gunnar diese Bilder mit klassischer Musik – und vergreift sich dabei im Ton. Die vermeintliche Spannung die Vivaldi, Haydn oder Mozart versprechen, verschwindet ohne Auflösung, wenn die Musik wieder verstummt.
Nur selten gelingt FEARLESS FLYERS der Ausbruch aus seinen gleichfarbigen Abziehbildern. Kurz wird sich der Social-Media Ästhetik im Hochformat bedient, und zuletzt fallen einige Drohnenaufnahmen von Island aus dem Rahmen. Genauso flach fallen die zaghaften Versuche aus, die karikaturesken Figuren als solche zu entlarven. Humor funktioniert dabei von Szene zu Szene, ohne ein größeres Bild zu zeichnen. So landet der Film harmlos zwischen Popcorn-Komödie und TRIANGLE OF SADNESS.

Niklas Michels