Ezra (William A. Fitzgerald) ist Autist. Früher hat er gar nicht gesprochen, heute spricht er hauptsächlich in Zitaten. Er mag keinen Blickkontakt und keine Umarmungen, er hat Probleme mit der Textur von Bananen und Metallbesteck. Seine Mutter (Rose Byrne) und ihr neuer Freund (Tony Goldwyn) sind bereit, jede Hilfe anzunehmen - seien es Medikamente, Förderschulen oder ein Griff an die Ohrläppchen statt einer Umarmung. Ezra’s Vater Max (Bobby Cannavale) und sein Opa (Robert De Niro) möchten ihm ein möglichst „normales“ Leben ermöglichen, indem sie ihn mit dem Alltag konfrontieren. Als Ezra nach einem Unfall auf eine Förderschule versetzt wird, entführt der Comedian Max spontan seinen Sohn und startet einen Roadtrip nach L.A., wo er für „Jimmy Kimmel Live!“ gebucht wurde.
Drehbuchautor Tony Spiridakis verarbeitet in EZRA die Beziehung zu seinem eigenen mit einer autistischen Störung diagnostizierten Sohn. Auch Hauptdarsteller William A. Fitzgerald und De Niros Sohn finden sich auf dem Spektrum wieder. So ergibt sich ein detaillierter und ehrlicher Blick auf das Krankheitsbild - auf das Leben und den Umgang mit Autismus. Die schauspielerischen Leistungen unterstützten diesen Schwerpunkt: Fitzgeralds Debut ist nahbar und authentisch, beide Elternteile spielen emotional und impulsiv, und De Niro ist in seiner Rolle als Opa, dessen konservativer Erziehungsstil in Max noch Jahre später zu spüren ist, mehr als ein Verkaufsargument an der Kinokasse. Die Abwesenheit von inszenatorischen Kunstgriffen stört wenig, denn sowohl die sentimentalen als auch die humorvollen Sequenzen treffen den richtigen Ton. Zwar entstehen nur selten laute Lacher, der Humor ist aber stets sensibel und bildet den nötigen Kontrast zu den ernsten zwischenmenschlichen Momenten.

Lukas Hoffmann